Brennelementefabrik ohne Russen: Rosatom soll nicht nach Lingen
Der russische Konzern will bei der Brennstäbe-Produktion in Niedersachsen mitmischen. Umweltschützer fordern den Abbruch des Genehmigungsverfahrens.
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Der Betreiber der Lingener Anlage, der französische Atomkonzern Framatome, will dort in Lizenz und unter Mitwirkung des russischen Staatsunternehmens Rosatom künftig auch Brennelemente für Reaktoren russischer Bauart produzieren. Framatome hat dazu mit der Rosatom-Tochter TVEL ein Joint Venture in Frankreich gegründet. Die seit Anfang Januar vom niedersächsischen Umweltministerium ausgelegten Antragsunterlagen für den Ausbau verschweigen nach Angaben der Kritiker allerdings die brisante Rolle des russischen Unternehmens bei dem Vorhaben.
„Ein Einstieg Russlands in die Brennelemente-Produktion in Lingen ist absolut inakzeptabel“, sagte Alexander Vent vom Bündnis Atomkraftgegner im Emsland (AgiEL). Mitarbeitende von Rosatom könnten sogar in Lingen selbst tätig werden: „Es drohen Spionage und Sabotage, und das in einer Atomfabrik.“ In den ausgelegten Unterlagen fehle jede Information, um diese Gefahren für die Öffentlichkeit und de Sicherheit Deutschlands zu bewerten. Unter diesen Bedingungen müsse das Genehmigungsverfahren abgebrochen werden.
Julian Bothe von der bundesweiten Anti-Atom-Organisation Ausgestrahlt bezeichnete Rosatom als den „Elefanten im Raum, über den keiner spricht“. Nur wenn alle sicherheitsrelevanten Informationen für alle Interessierten zugänglich auf dem Tisch lägen, sei eine ernsthafte Diskussion über die Ausbaupläne möglich. Aus Sicht von Vladimir Slivyak, Co-Vorsitzender der russischen Umweltorganisation Ecodefense und Träger des Alternativen Nobelpreises 2021, ist Rosatom „die rechte Hand des Kreml und versucht mit jeder Handlung, den Einfluss Putins zu vergrößern“.
Um ihren Forderungen weiteres Gehör zu verschaffen, haben Umwelt- und Anti-Atom-Initiativen eine weitere Demonstration in Lingen angekündigt. Sie soll an diesem Samstag vor dem Tor der Brennelementefabrik beginnen.
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