Bremerhaven setzt auf Erstliga-Eishockey: Pinguine wollen Kühlschränke beerben
Nach dem Aus der Hamburg Freezers wollen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven deren Platz in der DEL einnehmen.
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Die Liga soll auch in Zukunft aus 14 Teams bestehen. Auf ihrer Website ist die Rede von genau „einem aktuellen DEL2-Club, der als Nachrücker für die Hamburg Freezers am Lizenzierungsverfahren der DEL teilnimmt“. Gemeint sind die Pinguins.
Seit Jahren bewirbt sich der Verein vorsorglich um eine Lizenz, für den „Closed shop“ DEL, aus dem man nicht ab- und in den man folglich auch nicht aufsteigen kann. „Wir haben uns wiederholt um die DEL-Lizenz beworben, um unseren Wunsch nach einem sportlichen Auf- und Abstieg zu untermauern“, sagt der Teammanager Prey. Bislang erfolglos. Alle 14 Liga-Clubs stellten Jahr für Jahr erfolgreiche Lizenzanträge, für erstklassigen Kufensport aus Bremerhaven gab es keinen Platz.
Ab der Saison 2017/2018 soll wieder ein sportlicher Aufstieg aus der DEL2 in die DEL möglich sein, doch bis dahin müssen die Pinguins nun wohl nicht mehr warten. Die Verantwortlichen in Bremerhaven sind zwar optimistisch, dass sie die Lizenzauflagen erfüllen. Aussagen über die konkreten Chancen einer Lizensierung ihres Clubs in der DEL möchten sie allerdings nicht machen. Erfahrung mit den genauen Anforderungen habe der Club durch die vorherigen Bewerbungen bereits gesammelt, die notwendigen 800.000 Euro Kaution seien hinterlegt, heißt es nur.
Zudem kann der Club auf die solide wirtschaftliche Arbeit der letzten Jahre verweisen. Nur um etwa 20 Prozent müsse der Etat aufgestockt werden, der bislang im niedrigen einstelligen Millionenbereich liegt – auch hier nennt der Verein keine konkreten Zahlen. „Das würden wir hinbekommen“, teilt Prey zwischen zwei Sponsorengesprächen mit.
Bis Mitte Juli werden sich die Fischtown Pinguins gedulden müssen, dann gibt die DEL die Entscheidung über die Lizenzvergabe bekannt. „Wir müssen jetzt in Ruhe unser Geschäft betreiben und abwarten. Endgültige Entscheidungen werden wir vermelden, vorher gibt es nicht viel zu sagen“, gibt sich Prey wenig gesprächig.
Wie aber soll den Fischtown Pinguins das gelingen, was einem finanzkräftigen Investor in Hamburg nicht gelungen ist: In der höchsten deutschen Eishockeyliga ökonomisch erfolgreich zu bestehen? „Bremerhaven ist eine kleine, aber sportverrückte Stadt. Eishockey hat hier einen hohen Stellenwert“, sagt Prey. Städte wie Straubing, Krefeld, Schwenningen oder Iserlohn hätten gezeigt, wie es geht. Das örtliche Eisstadion mit seinen 4.422 Plätzen ist bislang zu 90 Prozent ausgelastet. Damit liegt der Zuschauerschnitt in Bremerhaven weit unter dem der Freezers mit rund 9.000 Zuschauern, allerdings gibt es viele Teams in der oberen Spielklasse, deren Besucherzahlen sich in einem vergleichbaren Rahmen bewegen.
Alfred Prey, Teammanager
Wirtschaftlich sind die Fischtown Pinguins nach eigener Einschätzung „absolut erstligatauglich“. Ob man in der obersten Spielklasse auch sportlich mithalten kann, ist fraglich. Sollte der Lizenzantrag angenommen werden, „müssen wir uns an einigen Stellen sportlich verbessern und den Kader neu justieren“, weiß Prey.
Am Freitag vermeldete der Club die Verpflichtung von Verteidiger Wade Bergman und Stürmer Jason Bast, beide Verstärkungen sowohl für die erste, als auch für die zweite Liga. Die Planungen für die Erstklassigkeit laufen auf Hochtouren.
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