Bremens Bonnie and Clyde: Nur noch raus hier
■ Einmal im Leben wollte ein Bremer Pärchen nicht mehr herumknapsen
Einmal war Karsten S. (46) aus dem Alltag ausgebrochen. Deswegen wurde er am Mittwoch vor dem Amtsgericht angeklagt. Seine Freundin S. (29) und er haben kein leichtes Leben. Das Geld ist knapp. Sie ist geschieden, hat ein Kind, das Studium abgebrochen und jobbt herum. Er arbeitet für 2000 Mark in einem Call-Center. 500 Mark gehen als Unterhalt an seine Töchter (19 und 14), den Rest schlucht seine Alkohlsucht auf.
Wird einem das Leben zu klein und popelig, will man normalerweise einfach raus. Dann fährt man eben nach Ibiza oder Thailand. Keine Chance für die beiden – ohne Geld. Doch S. bekam einen Job im Bremer Universum Science Center. Der Safe stand offen, sie nimmt ohne Überlegung 70.000 Mark raus. Zu Hause sagt sie nur: „Wir fahren weg! Geld ist kein Problem“ Karsten S. fragt nicht. Sie fahren an München vorbei, und sie sagt: „Fühl mal.“ Beifahrer Karsten S. langt hinter den Fahrersitz in eine Tasche mit Geld. „Das fasste sich nach Geld an“ sagt er zum Richter „Und dann?“ „Ich hab die Füße hochgelegt und gesagt: ,Fahr mal!'“ „Wohin?“ „in den Süden, wo es warm ist – Deutschland ist kalt.“ Zwei Monate geht es durch Südeuropa, wo das Pärchen das Geld verprasst. Dann kehren sie unter das Joch des Alltags zurück.
Vor Gericht sind beide geständig und nehmen ihre Bestrafung hin. Mit dem Herzen werden sie aber bestimmt an jene Zeit hängen, als sie sich einmal nicht für ihre Armut geschämt haben.
THB
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