Bremen erhält DFB-Integrationspreis: Viva Werder – mas integración

Fussballerische Erfolge sind derzeit selten an der Weser. Da kommt dem Tabellenvierzehnten der Bundesliga der DFB-Integrationspreis ganz gelegen.

Starke soziale Marke: Werder Bremen. Bild: dpa

„Ich freue mich für meine Crew. Ich bin stolz auf den Haufen“, sagte Werder Bremens Klubchef Klaus-Dieter Fischer am vergangenen Dienstag in Herzogenaurach. Seine Worten galten, man ahnt es schon, nicht den derzeit eher mäßig erfolgreichen Bundesligaprofis. Fischer sprach über die am vergangenen Dienstag mit dem DFB-Integrationspreis ausgezeichneten Vereinsprojekte in der Hansestadt.

Die Prämierung galt insbesondere der Bremer Initiative „Spielraum“, die sich der Instandsetzung von alten Bolzplätzen in wirtschaftlich eher schwachen Teilen des Stadtgebiets widmet. Bemerkenswert ist die Auszeichnung insofern, als dass erstmalig ein Bundesligist auf der Preisliste auftaucht. Bemerkenswert auch, dass Bremen per Sonderpreis prämiert wurde. Den hatte es zuvor nicht gegeben.

Neben Werder erhielten in den Kategorien Verein, Schule und freie und kommunale Träger der FC Internationale Berlin, die Kölner Gemeinschaftsgrundschule Kettlerstraße und die Integrationsagentur der Stadt Dortmund die DFB-Preise. Insgesamt wurde an alle Teilnehmer – auch Zweit- und Drittplazierte – 150.000 Euro ausgeschüttet. Bremen ging als Sonderpreisträger allerdings leer aus. „Wir fanden es nicht fair Werder Bremens Bewerbung mit anderen Bewerbungen aus dem Amateurbereich zu messen“, begründet DFB-Sprecher Thomas Hackbarth diese Entscheidung.

Dennoch: Werders angekratztes Image dürfte der DFB-Ritterschlag wieder aufpolieren, bedenkt man die nicht anhalten wollenden Querelen um den Trikotsponsor Wiesenhof, der wegen Tierquälereien und Menschenausbeutung in die Kritik geraten ist.

Den Vorwurf, dass der Verein damit kleineren Vereinen die Show „stiehlt“, weist der Projektmanager der Werderaner Tim Juraschek zurück: „Es ist nicht ausgeschrieben, dass Bundesligisten das nicht tun dürfen“. Er findet, dass man gerade bei Vereinen aus der Bundesliga soziales Engagement prämieren müsse. Schließlich wären in Bremen „zehn hauptamtliche Mitarbeiter“ unter anderem im Kitabereich, im Behindertenfußball und bei der Planung von Aktivitäten im Seniorenbereich tätig. Man stünde schließlich permanent in der Öffentlichkeit, da müsse man auch etwas zurückgeben.

Idee von Nike

Dabei kommt der Projektbereich „Spielraum“ gar nicht von den Werderanern selbst. Die Idee stammt eigentlich vom Sportartikelhersteller Nike, der auch den Erstligisten ausstattet. Auch wurde der Bolzplatz in der Bremer Neustadt am Leibnizplatz durch das dort ansässige SOS-Kinderdorf neu strukturiert, Werder ist dort lediglich Unterstützer.

Die mitprämierten Amateure goutieren die Bremer Initiative („Werder bewegt – lebenslang“) zwar ausdrücklich, doch Gerd Thomas, zweiter Vorsitzender beim FC Internationale Berlin, glaubt auch an eine Marketingaktion: „Wenn die Bremer beliebt sind in der Region, dann kommen die Leute auch vermehrt ins Stadion.“

Zumal gesellschaftliches Engagement in der Bundesliga längst zum guten Ton gehört – etwa der SC Freiburg mit dem Projekt „Freunde statt Fremde“. So wie in Freiburg könnte man bei jedem anderen Bundesligisten soziale Projekte aufzählen und Kooperationspartner benennen. Der Unterschied zwischen Bremen und dem Rest der Liga liegt darin, dass bisher anscheinend kein anderer Bundesligist auf die Idee gekommen ist, sich für den Integrationspreis zu bewerben.

Für DFB-Präsident Wolfgang Niersbach haben die Bremer jedenfalls definitv ein Alleinstellungsmerkmal im prämierten Bereich: „Die Bewerbung war so herausragend, dass sie eine Auszeichnung verdiente und wir uns für den Sonderpreis entschieden haben.“

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