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Bremen als „City of Literature“„Die Szene kann sichtbarer werden“

Bremen ist neuerdings City of Literature, in Heidelberg hat man bereits Erfahrung mit dem Titel. Andrea Edel weiß, wie die Stadt von ihm profitiert.

Internationaler Austausch: Als City of Literature ist Bremen Teil eines globalen Netzwerks Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Interview von Benno Schirrmeister

taz: Frau Edel, was haben Sie Bremen bei der Bewerbung zur „City of Literature“ geraten?

Andrea Edel: Ich bin von der deutschen Unesco-Kommission beratend hinzugezogen worden, weil Heidelberg schon seit 2014 „City of Literature“ ist. Durch diesen kleinen Vorsprung konnte ich gut vermitteln, was es bedeutet, in diesem globalen Netzwerk mit anderen Creative Cities zusammenzuarbeiten, und welche Aspekte bei so einer Bewerbung mit Blick auf die Ziele, die die Unesco mit diesem Netzwerk verfolgt, herausgestellt werden könnten.

Welche sind das denn?

Ein wichtiger Aspekt ist – aber ich spreche nur für die Stadt Heidelberg! – die Hoffnung, dieses Netzwerk wirklich global zu denken. Dabei gibt es innerhalb der Unesco das Prinzip der Vorzugsbehandlung.

Das heißt?

Es bedeutet, die Zusammenarbeit mit Ländern des globalen Südens zu priorisieren. Besonderen Wert legen wir darauf, Wege der Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu entwickeln – wie es Heidelberg mit den Literaturstädten Lahore in Pakistan und Jakarta in Indonesien tut. Dafür braucht es aus europäischer Sicht Offenheit, neue Wege in der Kommunikation zu gehen, und die Bereitschaft, von den Partnern zu lernen.

Was hat Heidelberg, ganz profan gefragt, denn sonst noch von dem Titel gehabt?

taz Salon „City of Literature – was soll das?“ Mit Martina Burandt, Autorin, VS in Ver.di; Madjid Mohit, Sujet-Verlag; Maimuna Sallah, Schwarze Kinderbibliothek; Alexandra Tacke, Kulturbehörde; Di, 27. 2., 19 Uhr, Lagerhaus, Bremen

Sehr viel. Heidelberg hat auf vielen Ebenen profitiert. Zum einen ist unsere hiesige Literaturszene stärker zusammengewachsen. Das hat auch damit zu tun, dass wir regelmäßig zu einer Literaturversammlung einladen. Bei der sind alle professionellen Akteure willkommen, die sich gegenseitig über ihre Ziele und Projekte informieren und austauschen. Ganz bewusst nicht nur die Schreibenden, sondern auch Übersetzende, Verlegende, Buchhandlungen oder Veranstaltende.

Das entkräftet die Befürchtung, die lokale Szene werde in einer City of Literature von Leuchtturm-Projekten verschattet?

Bild: Jodokus Koch
Im Interview: Andrea Edel

Jahrgang 1963, Kulturmanagerin, Musikerin und promovierte Kunst­historikerin, leitet seit 2013 das Kulturamt der Stadt Heidelberg und koordiniert dort die „City of Literature“-Aktivitäten.

Diese Befürchtungen gab es bei uns vor zehn Jahren auch. Aber das hatte sich nach spätestens drei Jahren gelegt, weil wir in Heidelberg ganz bewusst auf die regionale Vernetzung als Dreh- und Angelpunkt des Ganzen gesetzt haben. Die Literatur-Akteure kennen sich heute untereinander besser. Sie arbeiten stärker in Projekten interdisziplinär zusammen. Auf Grundlage dieser guten Kenntnis der literarischen Szene in Heidelberg war es auch gut möglich, im Lauf der Zeit die Institutionen und Personen in den anderen Städten zu identifizieren, mit denen unsere Akteure gut zusammenpassen: Daraus sind unzählige Kooperationen entstanden, internationale Austauschprojekte, Gast- und Forschungsaufenthalte, Residenzen, weil dieses Netzwerk genau dazu ermutigt. Da ist viel Bewegung drin.

Also kann die regionale Szene dank des Titels sichtbarer werden?

Das ist genau auf den Punkt gebracht. Die Szene kann regional und vor allem international sichtbarer werden.

Heidelberg hat mit seiner großen Vergangenheit für sich geworben …

Die ist für viele Menschen, die hier leben und mit Literatur verbunden sind, unschätzbar wertvoll und prägt uns bis heute. Aber wir sind wegen dieser großen literarischen Geschichte eher eine untypische City of Literature. Das haben die anderen meist nicht.

Stimmt, bis auf Dublin …

Ja. Die Unesco beleuchtet die Städte, die neu ins Netzwerk aufgenommen werden, in erster Linie mit Blick auf ihre gegenwärtige literarische Präsenz, ihre Autorinnen und Autoren, Festivals, Institutionen und Kreativwirtschaft.

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