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Brandenburger Wald im WandelFörster als Bestatter

Wenn die Holzernte nicht mehr reicht: Die Stiftung Stift Neuzelle baut in Ostbrandenburg ihre Wälder um – und gleichzeitig ihr Geschäftsmodell.

Robert Hörnig (rechts) und Boris Schnittker (zweiter von rechts) auf der Exkursion Foto: Stefan Binder

Schernsdorf taz | Säen oder Pflanzen ist beim Waldumbau nur die zweitbeste Lösung. Dann, wenn es etwa beim Schutz vor Waldbränden schnell gehen muss. Weitaus resistenter als die gepflanzten oder gesäten Laubbäume sind die, die durch die sogenannte Naturverjüngung entstehen, sich also selbst aussamen.

Dafür müssen aber die Bedingungen geschaffen werden, betont Robert Hörnig, Revierleiter im Neuzeller Stiftswald, auf der Exkursion seiner Stiftung und der grünen Abgeordneten Isabell Hiekel. So werde etwa ein Kiefernwald mit einer „Vollbestockung“ von auf 70 bis 80 Prozent des Ursprungsbestandes aufgelockert. „Damit können wir für die guten Exemplare Platz machen und bringen gleichzeitig Licht in die Bestände“, sagt Hörnig.

Damit auf den lichten Flächen Eichen oder Buchen wachsen und ein Mischwald entsteht, braucht es allerdings Samenbäume in der Umgebung. Wichtig sei auch, dass der Boden nicht verdichtet werde. „Bei uns fahren die Maschinen nur auf den Rückegassen rein und raus“, betont Hörnig. „Der Rest des Bodens wird geschont.“

Hörnig ist einer von 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung Forstbetrieb der Stiftung Stift Neuzelle. Die ist nicht nur für das „Barockwunder Brandenburgs“, das ehemalige Kloster Neuzelle, zuständig, sondern bewirtschaftet auch 9.100 Hektar Wald.

Nahe des Forsthauses Siehdichum im Schlaubetal wurde 2020 ein Ruheforst eingerichtet. Ein ehemaliger Wald als Wald für die Ewigkeit? Anfangs gab es Zweifel, räumt Forstbetriebsleiter Boris Schnittker ein. „Nun werden wir von der Nachfrage überrannt.“ Nachdem die drei Hektar Bestattungswald verkehrssicher gemacht wurden, wird er nun 100 Jahre aus der Bewirtschaftung genommen.

„Da spielt natürlich auch der Umsatz eine Rolle“, sagt Schnittker. Normalerweise würden Forstbetriebe 85 Prozent ihres Umsatzes durch den Holzverkauf erzielen. In seinem Betrieb sind es nur noch 60 Prozent.

Diversifizierung heißt das Stichwort, und dazu gehören auch erneuerbare Energien. „Für die Landwirtschaftsflächen gibt es viele Nachfragen wegen Solaranlagen“, sagt der Geschäftsführer der Stiftung, Norbert Kannowsky. „Da braucht es mehr übergeordnete Steuerung, sonst gerät das aus den Fugen.“

Ein weiteres Thema für die Stiftung ist die Jagd. Je weniger Wild, desto besser kommt der junge Wald hoch. Noch sind 52 Flächen eingezäunt, um den Jungwald vor Verbiss zu schützen. Neue Gatter aber gibt es nicht mehr, sagt Boris Schnittker. „Wir wollen keine Lebensräume zerschneiden.“

Hilft der Wolf, die Bestände an Rotwild und Rehwild zu dezimieren? Nicht immer, lacht Schnittker. Es sei auch schon vorgekommen, dass bei Drückjagden Hunde den Wolf gewittert haben und die Jagd aus Sorge um die Hunde abgebrochen wurde. „Dann haben wir trotz des Wolfs nicht weniger, sondern mehr Wild.“

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