Brandenburger Sommer: Neue Sommerjobs im Spreewald

An den 50 Selbstbedienungsschleusen im Spreewald finden Arbeitslose in diesem Sommer ihr Auskommen. Die Paddler und die Umwelt danken es, und die Behörden drücken vorerst ein Auge zu

Touristen auf einem Spreewaldkahn, Spinne im Hinterhalt Bild: AP

Die einen hängen einen Eimer ans Schleusenbecken, andere geben sich als "Schleusenteam" aus und bedanken sich für die "Spende", ein Dritter stimmt sogar ein Lied an: "Ich bitte um eine Aufmerksamkeit, dann werden Sie wieder wieder befreit." Junge Arbeitslose aus dem Spreewald verbringen ihren Sommer nicht am See, sondern an einer der 50 Schleusen - und verdienen sich ein Zubrot. "Bis zu 100 Euro kommen da täglich zusammen", sagt einer der freiwilligen Schleuser in Leipe im Oberspreewald.

Im Spreewald, Brandenburgs beliebtestem Urlaubsziel, sind alle Schleusen so genannte Selbstbedienungsschleusen. Paddler, Kanuten und auch Kahnfährleute müssen die Tore selbst öffnen und schließen. Das kostet Zeit, vor allem, wenn ungeübte Paddler zu Werke gehen.

Sascha* dagegen ist geübt. Von frühmorgens bis zum Anbruch der Dunkelheit steht er an "seiner" Schleuse. "Man muss früh kommen, sonst ist alles besetzt", erklärt er die Regeln seines Sommerjobs. Konflikte unter den freiwilligen Schleusern habe es aber noch nicht gegeben. Auch die Paddler und Touristen in den Kähnen seien zufrieden. "Das geht alles viel schneller, und wir haben auch was davon", sagt er und steckt 50 Cent ein.

Eigentümer der Schleusen in Brandenburg ist das Landesumweltamt (LUA), eine nachgeordnete Einrichtung von Landwirtschaftsminister Dietmar Woidke (SPD). Von einer Duldung der selbst ernannten Schleuser will LUA-Sprecherin Frauke Zelt nicht sprechen, von einem Problem aber auch nicht: "Ein Problem wäre es, wenn eine Schleuse unsachgemäß genutzt oder beschädigt würde. Das war bislang nicht der Fall." In mehreren Gesprächen mit den Tourismusunternehmen vor Ort, der Verwaltung des Biosphärenreservats und auch den Kahnfährleuten habe man sich darauf verständigt, das Geschehen zu beobachten. "Wir sind hier nicht der Hauptakteur", so Zelt. Außerdem müsse man nicht immer alles regulieren.

Auch die Kahnfährleute haben nichts gegen Bedienung in den Selbstbedienungsschleusen, solange der Obulus für die Schleuser freiwillig bleibt. "Beschwerden gab es noch nicht", sagt Steffen Franke, Chef der Genossenschaft der Kahnfährleute in Lübbenau. "Aber mitunter wird da schon mit Nachdruck auf die Spendenbüchse hingewiesen." Schon zu DDR-Zeiten hätten sich Schüler an den Schleusen ein kleines Taschengeld verdient, meint Franke. "In letzter Zeit ist da aber ein kleiner Miniwirtschaftszweig entstanden."

Franke betont aber auch, dass die neuen Jobs im Spreewald nicht nur Arbeitslosen zugute kommen, sondern auch der Umwelt. "Jeder Schleusung kostet Wasser, und einer, der den ganzen Tag an der Schleuse steht, kann einfach besser packen." Das ist, gerade an heißen Sommertagen, ein wichtiges Argument für den Spreewald mit seinen 300 Fließen mit einer Gesamtlänge von 1.000 Kilometern.

Die Schleuse in Leipe ist inzwischen mit zwei Kähnen und einem Paddelboot gefüllt. Die meisten geben ein paar Cent in den leeren Gurkeneimer. "Noch besser wäre es", scherzt einer, "wenn sie hier auch noch Gurken verkaufen würden."

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