Brand in Flüchtlingshalle in Düsseldorf: Zwei Bewohner unter Verdacht
Eine Düsseldorfer Flüchtlingsunterkunft stand Anfang der Woche in Flammen. Zwei Bewohner sollen das Feuer gelegt haben. Eine Warnung sei dem vorausgegangen.
Er gelte als Rädelsführer einer achtköpfigen Gruppe von Unzufriedenen, die schon häufiger in der Halle für Ärger gesorgt habe. Gegen beide Männer wurde Haftbefehl wegen Verdachts der schweren Brandstiftung erlassen, wie ein Polizeisprecher am Abend mitteilte. Obwohl in der Halle zur Tatzeit auch Menschen schliefen, wertete die Staatsanwaltschaft die Tat nicht als versuchten Mord.
Die genaue Nationalität der Verdächtigen wurde nicht mitgeteilt. Die insgesamt acht festgenommenen Männer hätten zunächst falsche Nationalitäten genannt und sich als Syrer oder Iraker ausgegeben. Auslöser sei die Mittagessen-Ausgabe gewesen. Die Muslime, die sich nicht an den Fastenmonat Ramadan halten wollten, hätten sich über das aus ihrer Sicht zu dürftige Mittagessen beschwert. „In diesem Bereich ist das Motiv zu suchen“, sagte ein Ermittler.
In der Halle habe es bereits vier Ermittlungen wegen Bränden gegeben und vor zwei Wochen eine versuchte Brandstiftung im gleichen Bereich der Flüchtlingsunterkunft.
Vorangegangene Drohung
Dem Großbrand sei eine Drohung vorangegangen: Es werde etwas passieren, wenn sich nichts ändere. Einer der Männer aus der achtköpfigen Gruppe sei bereits als nordafrikanischer Intensivtäter registriert und mit Diebstählen und Drogendelikten aufgefallen. Am Dienstag waren 300 Polizisten im Einsatz, davon 100 Ermittler.
Durch den Brand am Dienstag wurde die Unterkunft, in der 282 Männer lebten, komplett zerstört. Der Abriss der 6.000 Quadratmeter großen Halle der Düsseldorfer Messe habe bereits begonnen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Feuerwehr hatte in der Nacht noch Glutnester gelöscht und war am Mittwochmorgen abgezogen.
In der Halle hätten Christen und Muslime unter einem Dach gelebt, sagte eine Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes. Die Stimmung sei schwierig gewesen und habe sich mit Beginn des Ramadans noch verschlechtert. Es sei zu Gewalttätigkeiten gekommen. DRK-Mitarbeiter, Wachleute und Polizisten seien bespuckt und mit Schuhen beworfen worden.
Die unterschiedlichen Gruppen hätten sich jeweils benachteiligt gefühlt, obwohl mit einer zusätzlichen Essensausgabe um 22 Uhr auf die Belange der Muslime im Ramadan Rücksicht genommen worden sei. Hinweise auf eine Brandstiftung von außen oder gar einen fremdenfeindlichen Hintergrund gibt es nicht. Videoaufnahmen von Bewohnern sollen zeigen, wie das Feuer in einer Ecke der Halle ausbricht.
Angespannte Unterbringungssituation
In der ehemaligen Lagerhalle der Düsseldorfer Messe waren vor allem Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und Nordafrika untergebracht. Beim Ausbruch des Brandes waren den Angaben zufolge etwa 130 Menschen im Gebäude, einige von ihnen schliefen. 28 Flüchtlinge zogen sich leichte Rauchvergiftungen zu. Auch ein Feuerwehrmann und ein Helfer aus der Unterkunft wurden leicht verletzt.
In der Landeshauptstadt gibt es seit einiger Zeit Probleme mit Zuwanderern aus Nordafrika. Beim Auswerte- und Analyseprojekt „Casablanca“ hatte die Polizei 2.244 Verdächtige aus Nordafrika erfasst, die in der Landeshauptstadt als Trick- und Taschendiebe ihr Unwesen treiben sollen.
Wegen der Zuständigkeiten beim Bundesamt für Migration waren nordafrikanische Zuwanderer überwiegend Nordrhein-Westfalen zugeteilt worden. Inzwischen gibt es einen Zuweisungsstopp für Flüchtlinge aus mehreren nordafrikanischen Ländern nach NRW.
In Düsseldorf seien derzeit rund 7.000 Flüchtlinge untergebracht, sagte Jürgen Riegner vom städtischen Sozialamt. Die Unterbringungssituation sei angespannt. Für die aus der Halle geretteten Bewohner stellte das Land in der Nähe eine Landesunterkunft zur Verfügung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag