piwik no script img

Brand im Flüchtlingslager auf LesbosBeileid reicht nicht

Rodothea Seralidou
Kommentar von Rodothea Seralidou

Beim Feuer in Moria ist ein Kind gestorben. Griechenland und die EU müssen die Menschen aus dem Lager holen.

Verwüstung: Nach dem Brand mit einem toten Kind im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos Foto: Panagiotis Balaskas/ap/dpa

B rand im Flüchtlingslager von Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Ein sechsjähriges Kind stirbt. Harte Fakten, die zutiefst erschüttern. Auch wenn die Brandursache am Dienstag noch unklar war und die Behörden eher von einem Unfall als von Brandstiftung ausgehen: Es war nur eine Frage der Zeit. Es war vorauszusehen in einem Lager, in dem auf engstem Raum über 20.000 Menschen – darunter etwa ein Drittel Kinder – in Zelten und selbst gezimmerten Hütten aus Holz und Pappkarton leben, in denen sie Holz anzünden, um zu kochen oder schlicht um die bittere Kälte ertragen zu können, und in dem die Stromkabel unkontrolliert über die Zelte hängen. Vor wenigen Monaten erst kam dort eine Frau bei einem Brand ums Leben. Damals sprachen die Behörden von einem Kurzschluss als Brandursache.

Diesmal soll das Feuer zu einer Zeit ausgebrochen sein, wo viele im Camp ihr Mittagessen zubereiten. Die Amateurvideos zeigen verzweifelte Menschen, die gegen die Flammen kämpfen. Und die griechische Feuerwehr? Sie rückte mit fünf Löschfahrzeugen und 13 Feuerwehrleuten an, hatte aber große Schwierigkeiten, überhaupt durchzukommen, was die Löscharbeiten verzögerte. Wen wundert das in einem dermaßen überfüllten Lager wie Moria? Freie Flächen, auf die die Menschen im Notfall ausweichen können, gibt es in Moria nicht.

Der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis twitterte am Montag, er habe mit tiefstem Schmerz vom tragischen Verlust eine sechsjährigen Kindes erfahren, und sprach der Familie sein Beileid aus.

Dabei ist er mitverantwortlich für eine Regierungspolitik, die es nicht schafft, diese Menschen aus dem Lager zu holen. Und die anderen EU-Länder? Die streiten sich immer noch darüber, wer wie viele unbegleitete Kinder aufnehmen soll und was das für Konsequenzen haben könnte. Als würden nur Kinder ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben in Sicherheit haben. Für allein reisende Geflüchtete und die vielen Familien in Moria ist anscheinend nirgendwo Platz.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Rodothea Seralidou
Freie Journalistin
Juristin (Universität Athen), Medien- und Kulturwissenschaftlerin (HHU Düsseldorf), ausgebildete Journalistin (Volontariat beim WDR), Griechenland-Expertin.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Wir sind auch mitverantwortlich dafür. Das alles ist eine Katastrophe mit Ansage.

    Ich schäme mich dafür.