Boykottforderungen gegen Israel: Nicht untergehen
Bei der Schwimm-WM in Doha wird über Israels Teilnahme diskutiert. Auch im Fußball formiert sich eine wieder eine Bewegung gegen den jüdischen Staat.
Nun sind sie doch angereist. Israel nimmt mit einem kleinen Team an den Schwimm-Weltmeisterschaften in Doha teil. Noch Ende Dezember hieß es, eine Teilnahme sei unwahrscheinlich. Schließlich hat das Gastgeberland Katar über viele Jahre die Terrororganisation Hamas finanziert und deren Führungsgruppe Asyl gewährt.
Im Synchronschwimmen, Kür der Teams, wurde die Equipe am Freitag Achte, in der Pflicht Siebte. Und das Duo Shelly Bobritsky und Ariel Nassee konnte in der vergangenen Woche in der Pflicht gar Platz fünf für Israel holen. Ähnlich im Freiwasserschwimmen: Bei den Männern kam Matan Roditi als Zehnter über 10 Kilometer ein – knapp vor dem besten Deutschen, Oliver Klemet.
Die Voraussetzungen für die israelischen Sportler sind extrem schwierig: Die Unterkünfte sind geheim, die täglichen Wege zum Training werden stets gewechselt, Personenschutz ist obligatorisch.
Und da ist der Hass. Die BDS-Bewegung, die für einen Boykott Israels trommelt, fordert: „Anstatt Israel Hindernisse aus dem Weg zu räumen, wäre es angemessener, ihm die Möglichkeit zu verwehren, ein Sportereignis auf arabischem Boden zu nutzen, um seine anhaltenden Verbrechen der letzten 75 Jahre zu beschönigen.“ Der Onlinedienst Doha News überschlägt sich mit angeblichen Skandalen, die es aus dem israelischen Team zu berichten gebe: etwa, dass der Kraulsprinter Denis Loktev vor fünf Jahren, während seiner Zeit bei der Armee, auf Instagram ein Foto in Uniform und mit Waffe gepostet hat.
Was solche Markierungen bewirken können, berichtete der Spiegel jüngst von einer anderen Sportart in der neutralen Schweiz: „Die Fechter erhielten bei einem Wettkampf in Bern auf dem Weg ins Hotel eine Bombendrohung. Sie verschanzten sich in der Umkleide in der Halle.“
Auch im Fußball wird politischer Druck aufgebaut
Politischer Druck, Israel aus dem Weltsport zu verbannen, wird derzeit vor allem im Fußball aufgebaut. Ein offener Brief von zwölf Landesverbänden fordert die europäische Fußballunion Uefa auf, Israel auszuschließen. Autor ist der Jordanier Prinz Ali bin Al Hussein, Präsident des Westasiatischen Fußballverbandes. Uefa-Generalsekretär Theodore Theodoridis antwortete, in seinem Verband habe es diesbezüglich „keine Diskussion oder Absicht“ gegeben.
Theodore Theodoridis, Uefa
Auf Rückfrage von Journalisten, ob nicht nach Sanktionen gegen Russland Ähnliches gegen Israel greifen müsste, erinnerte Theodoridis an das von der Hamas begangene Massaker gegen israelische Zivilisten am 7. Oktober: „Vergessen Sie nicht den Beginn des Krieges in Russland und der Ukraine und den Beginn dessen, was jetzt im Nahen Osten passiert – was natürlich bedauerlich ist.“ Bei der Auslosung der Uefa Nations League am vergangenen Donnerstag wurde Israel in die Gruppe 2 der Liga A gezogen – mit Italien, Belgien und Frankreich.
Israel nicht nur von Europas Fußballplätzen, sondern von denen der ganzen Welt zu vertreiben, bemüht sich der Iran. Am Wochenende forderte der Fußballverband des Mullah-Regimes die Fifa auf, Israel „vollständig von allen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Fußball zu suspendieren“.
Während BDS glaubt, eine „Normalisierung“ Israels zu sehen, kämpfen israelische Sportler um halbwegs normale Wettkampfbedingungen. Die Schwimmerin Anastasia Gorbenko, als zweifache Weltmeisterin von 2021 der Star im Team, gilt in Doha nicht als Favoritin. Ihre Hoffnungen gelten einer etwas normaleren Veranstaltung – den Olympischen Spielen im Sommer in Paris.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen