Bootsunglück auf dem Mittelmeer: Dutzende Flüchtlinge vermisst
49 Passagiere verschwanden auf der Überfahrt von Marokko nach Spanien, nur drei überlebten. Sie waren die einzigen, die eine Schwimmweste trugen.
Die Küstenwache suchte am Mittwoch weiter nach den 49 vermissten Passagieren. Offenbar seien die geretteten drei Insassen aus Mali und Gambia die einzigen Überlebenden, sagte Unterpräfekt Andrés Garcia Lorca aus der Provinz Almeria. Sie seien die einzigen gewesen, die eine Rettungsweste getragen hätten. Es werde sehr schwer werden, die Leichen der Vermissten zu finden.
Die Überlebenden berichteten, dass eine Welle das Schlauchboot umgekippt und die übrigen Passagiere über Bord gespült hatte. Das UNHCR sprach von der „schlimmsten Tragödie seit Jahrzehnten im spanischen Teil des Mittelmeeres“.
Vor dem jüngsten Vorfall ertranken in diesem Jahr bereits 60 Flüchtlinge bei dem Versuch, nach Spanien zu gelangen. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen zwischen dem 1. Januar und dem 30. April mehr als 3.300 Menschen über das Meer nach Spanien.
Amnesty International wirft der EU vor, ihrer Verantwortung bei der Seenotrettung im Mittelmeer nicht gerecht zu werden. „Sehenden Auges steuert die EU auf eines der tödlichsten Jahre vor ihren Küsten zu“, erklärte Amnesty-Experte René Wildangel. Gerettete Menschen dürften nicht nach Libyen gebracht werden, da sie dort Missbrauch, Vergewaltigung und Folter ausgeliefert seien. Die 2017 wieder deutlich gestiegene Zahl der Todesopfer im Mittelmeer sei auch auf ein Versagen der Europäischen Union zurückzuführen. Dies gehe aus einem neuen Bericht hervor.
Die Menschenrechtsorganisation warf der EU vor, ihre Verantwortung zur Seenotrettung auf Nicht-Regierungsorganisationen abzuwälzen und verstärkt die für Menschenrechtsverletzungen bekannte libysche Küstenwache zu unterstützen.
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