: Bonner Studi-Vertretung unter Beschuss
Der AStA der Universität Bonn soll laut Rechnungsprüfungsamt die Studierendenschaft beinahe in die Insolvenz gewirtschaftet haben. Der AStA widerspricht: Der Haushalt 2004/05 sei ausgeglichen. Rücktritte lehnt er ab
KÖLN taz ■ Der Bonner Uni-AStA hat einem jetzt bekannt gewordenen Bericht des Staatlichen Rechnungsprüfungsamtes vom Herbst 2004 widersprochen, wonach die Studierendenschaft wegen Misswirtschaft im Links-AStA vor dem Bankrott stehe. „Uns droht keine Insolvenz“, sagte der stellvertretende AStA-Vorsitzende Thamil Ananthavinayagan (Jusos). Der Haushalt 2004/05 sei ausgeglichen, die Vorwürfe „ungerechtfertigt“.
Das Rechnungsprüfungsamt hatte dem AStA aus Grünen, Jusos und LUST in einem internen Papier finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen. So sei versäumt worden, auf die Rückzahlung von über 260.000 Euro zu achten, die als Darlehen an Studierende in finanzieller Notlage ausgegeben wurden. Außerdem habe der AStA nicht berücksichtigt, dass seine Einnahmen wegen sinkender Studi-Zahlen zurückgehen. Schließlich habe er zu viel Personal und müsse dafür 99,7 Prozent der Einnahmen ausgeben. Die Insolvenz der Studierendenschaft soll deswegen „unmittelbar“ bevorgestanden haben.
Die Opposition im Bonner Studierendenparlament fordert nun den Rücktritt des AStA-Vorsitzenden Thomas Möws. Die Universität solle einen unabhängigen Finanzbeauftragten in den AStA entsenden, um die „finanzielle Schieflage“ zu „korrigieren“. Beides lehnte der AStA gestern ab. 90 Prozent aller Darlehen würden auch zurückgezahlt, betonte Ananthavinayagan, der Fehlbetrag habe sich in über 30 Jahren angesammelt. Die Einnahmeausfälle durch sinkende Studierendenzahlen habe der AStA mit einer Beitragserhöhung kompensiert, und die Personalkosten betrügen nur 80,8 Prozent aller Einnahmen.
Unklar ist unterdessen, wer den internen Bericht des Rechnungsprüfungsamtes an die Bonner Presse weitergegeben hat. Ananthavinayagan nannte das „moralisch nicht gerechtfertigt“ und sprach von „krimineller Energie“. Die Opposition forderte hingegen die Veröffentlichung des Berichts. DIRK ECKERT