Bombenentschärfung in Berlin: #Bombentaz im Sperrbezirk
Der Fund einer Fliegerbombe bringt Berlin-Kreuzberg durcheinander. 11.500 Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen. Auch die taz muss raus.
BERLIN taz | Evakuierung mitten in Berlin: Weil eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden muss, hat die Polizei am Sonntag in Berlin-Kreuzberg ein Quartier abgesperrt. Wie ein Polizeisprecher der taz sagte, müssen rund 11.500 Menschen ihre Wohnungen verlassen.
Die Bombe war am Freitagmorgen auf einer Baustelle entdeckt worden. Sie liegt gegenüber dem Jüdischen Museums in der Lindenstraße. Das Museum bleibt am Sonntag geschlossen. Das Sperrgebiet reicht von der Alte-Jakob-Straße im Osten, der Gitschiner Straße im Süden, der Wilhelm- beziehungsweise der Puttkamerstraße im Westen bis zur Rudi-Dutschke-Straße im Norden.
Damit liegt auch das Haus der taz im Sperrgebiet. Bereits am Freitagabend erarbeitete die taz eine Ausweichstrategie: Einige Seiten der Montagsausgabe wurden schon am Sonnabend produziert. Zugleich richtete das EDV-Team der taz Notarbeitsplätze in Verlagsräumen in der naheliegenden Charlottenstraße ein. Dort sind auch die Büros der deutschen Ausgabe der Le Monde diplomatique, in der nun die taz-Redaktion Platz genommen hat. Auch das taz-Parlamentsbüro am Schiffbauerdamm wird genutzt.
LeserInnen und KollegInnen wünschten auf Twitter unter dem Hashtag #Bombentaz alles Gute für die besondere Produktion. Ein Leser schrieb: „Nicht, dass in Wirklichkeit keine Bombe, sondern die taz entschärft werden soll.“
Touris raus!
Es handelt sich um einen 250 Kilogramm schweren Sprengkörper, den ein US-Bomber abgeworfen hatte. Fachleute haben am Sonntagvormittag laut Polizei die Entschärfung vorbereitet und warteten darauf, bis die Evakuierung abgeschlossen wurde. Dann sollten die Zünder durch sogenannte Wasserschneidetechnik abgetrennt werden.
TouristInnen mussten aus ihren Hotels schon früh auschecken, Beamte geleiteten AnwohnerInnen aus der Sperrzone heraus. Im Viertel gibt es unter anderem ein Seniorenwohnhaus. Nach Angaben einer Bewohnerin können sie und ihre NachbarInnen mit einem Bus des Deutsche Rote Kreuzes ins Kreuzberger Rathaus, um dort den Tag zu verbringen.
Die Polizei ist mit 250 Beamten im Einsatz. Polizisten forderten über Lautsprecher die Menschen auf, ihre Häuser zu verlassen. Der Checkpoint Charlie ist nicht betroffen. Dort drängeln sich wie jeden Sonntag Touristen, die an diesem Tag noch mehr zu gucken haben.
Auch in Koblenz sollte am Sonntag eine Fliegerbombe entschärft werden. Rund 5000 Anwohner sind betroffen: Der Sicherheitsradius betrug 500 Meter. Denn Bombenfunde sind auch 70 Jahre nach dem Kriegsende in Deutschland normal. Zum Beispiel mussten in Braunschweig im Juli 11.000 Menschen ihre Häuser verlassen - ein 500 Kilo-Bombe war in zwei Metern Tiefe entdeckt worden.
Neues taz-Haus auf Nachbargrundstück
Ende August wurden weite Teile der Kasseler Innenstadt evakuiert, nachdem eine Bombe gefunden worden war. In Kiel entdeckten Bauarbeiter im selben Monat Blindgänger auf dem Gelände einer Gemeinschaftsschule - eine Bombe lag 4,5 Meter unter einem Klassenzimmer.
In Berlin wurde erst Mitte September eine amerikanische Fliegerbombe in der Nähe der Uniklinik Charité in Berlin-Mitte unschädlich gemacht. Anfang Oktober wurde in München eine 70 Jahre alte Bombe neben dem Deutschen Museum gefunden, das geräumt werden musste.
Der Fundort der Bombe, um die sich Sprengmeister an diesem Sonntag in Berlin kümmern müssen, liegt ganz in der Nähe des Bauplatzes, auf dem die taz ihre neues Haus baut. Dort beginnen in den nächsten Wochen die Erdarbeiten. 2017 soll die taz dort einziehen - alle Verlagsabteilungen und die Redaktion der deutschen Ausgabe von Le Monde diplomatique werden dann zentral dort sitzen. Im Falle einer Evakuierung müsste die Redaktion dann wohl nach Hamburg zur taz.nord ausweichen.