piwik no script img

■ QuerspalteBohlen- lose Zukunft

Es ist ein Kunststück, Dieter Bohlen aus dem Weg zu gehen. Auch wer die Medien nur flüchtig konsultiert, gelegentlich dem Nachbarn in der U-Bahn in die Zeitung schielt und sofort mit der Fernbedienung aus der Hüfte schießt, wenn der „Sänger und Mega-Produzent“ (Bild) seinen Nußknackerkopf vor die Kamera hält, kann Dieter Bohlen nicht entkommen. Eine geheimnisvolle, wie am Schnürchen funktionierende Zwangsallgemeinbildung sorgt dafür, daß die neuesten Nachrichten über Dieter Bohlen durch alle Ritzen dringen. Auch mit Informationen über Harald Juhnkes Leberwerte oder über das Grummeln in Günter Stracks Magen-Darm-Trakt wird alle Welt zwangsernährt, ob sie will oder nicht. Dreister als die Konkurrenten tut sich aber immer wieder Dieter Bohlen hervor. Selbst ich weiß inzwischen, daß Dieter Bohlen eine Freundin namens „Naddel“ verstoßen und irgendeine „Miss American Dream“ geheiratet hat, obwohl mich weder Dieter Bohlen noch sein Gesang, weder seine Mega-Produktionen noch sein Liebesleben für fünf Pfennig interessieren. Ich weiß sogar, daß Dieter Bohlen sich von seiner Frau bereits nach dreißig Tagen wieder scheiden ließ, weil sie ihn nicht regelmäßig warm bekochen wollte, und daß seitdem erneut „Naddel“ in Dieter Bohlens Haushalt den Quirl bedient.

Laut BamS serviert sie dem „Pop-Macho“ (BamS) am liebsten chinesische Glasnudelpfanne mit gedünsteten Paprika und zartem Rinderfilet, aber auch Scampi mit Knoblauch, Grütze mit Sahne, Waldmeisterpudding oder – wahlweise – Zitronenpudding beziehungsweise Rehrücken. Inzwischen weiß ich auch, daß Dieter Bohlen neuerdings wiederum seiner Ehefrau „wilde Küsse an der Zapfsäule“ (Bild) verabreicht hat. Das ist Glasnudelpfannenwissen, das einen nur belastet.

Horst Tomayer hat einmal in einer verzweifelten Protestaktion von allen Medien einen „genscherfreien Tag“ verlangt. Noch ist es Zeit, ein bohlenloses Jahrtausend zu beschließen.

Ich bitte darum. Gerhard Henschel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen