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Börsen-TrendsTrump-Fans hoffen auf Anti-Woke-ETF

Weil das Gewissen wichtiger wird, boomen Investitionen in ethische ETFs. Einige US-Anleger wollen hingegen „woke“ Unternehmen explizit ausschließen.

Die Investoren wollen nicht mehr in Starbocks investieren Foto: Eric Thayer

B ushido, ein Financebro? Und auch noch einer ohne Moral? Locker-flockig erzählte er Ende Oktober von seinen Rheinmetall-Aktien, also von Aktien des größten deutschen Rüstungsunternehmens. „Aus dem Rüstungsbereich habe ich extrem viel Geld rausgeholt“, prahlte er in einem Interview auf Youtube. Klar, im Gangster-Rap geht es um Geld, Waffen und Autos – doch zuzugeben, dass er als Privatperson mit solchen Investments indirekt von den Kriegen dieser Welt profitiert, das sorgte auf ­Social ­Media zu Recht für viel Kritik. ­

Bushido, ganz Ehrenmann, entschuldigte sich prompt. Seine Rheinmetall-Aktien wollte er am Montag zum Börsenstart verkaufen und den Erlös an die Hilfsorganisation Unicef spenden. Interessant ist, dass sich niemand fragt, warum er überhaupt Aktien besitzt, sondern nur, welche es sind.

Viele seiner Fans glotzen wohl selbst täglich in ihre Trade-Republic-Konten und wittern das große Geld. Es geht darum, den Schein aufrechtzuerhalten, dass man Kontrolle darüber besäße, wem man sein Geld gibt. Daher boomen in den vergangenen Jahren nachhaltige oder ethische ETFs. Doch was kann dieser Spaß?

(Disclaimer: Das ist keine Finanz­beratung. Geht dazu lieber auf die Profile eurer vertrauenswürdigen Financefluencer, die haben bestimmt noch irgendwo einen Rabattcode für Rheinmetall-Aktien)

Vermeintlich toller Kompromiss

Bushido kauft anscheinend auch einzelne Aktien von Unternehmen und hofft so auf hohe Renditen. Wer keine Lust hat, ständig die Märkte zu beobachten und sich zu überlegen, wann man was verkaufen oder kaufen soll, greift auf einen ETF zurück. ETF steht für Exchange Traded Fund, also börsengehandelter Fonds. Den kann man sich wie ein Büfett bei Extrablatt vorstellen, wo das Mousse au Chocolat neben dem Rührei auf dem Teller landet – sprich, man investiert in viele verschiedene Unternehmen gleichzeitig. Einfach ein bisschen von allem, damit es sich am Ende auch lohnt.

Wer sich daraus nicht nur die großen Renditen, sondern auch ein gutes Gewissen erhofft, kann in nachhaltige oder ethische ETFs investieren. Diese legen Wert darauf, dass das Geld nicht in Unternehmen fließt, die etwa Menschenrechte missachten, die Umwelt verschmutzen oder in anderen „bösen“ Industrien unterwegs sind. Für die finanziell bewussten Julias und Tims ist es ein vermeintlich toller Kompromiss.

In den USA wollen Trump-Anhänger diesen Trend nun umkehren. Die Financial Times berichtete Anfang Dezember von einem ETF, der bald starten sollte. Azoria Partners möchte einen Fonds herausbringen, der ausschließlich in Unternehmen investiert, die keine woken Maßnahmen ergreifen. Der Fonds schließt also Unternehmen aus, die sich für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion im Bewerbungsprozess einsetzen.

Man wolle so etwas gegen Unternehmen wie Starbucks tun, die vermeintlich woke sind. „Amerikaner würden nicht in Unternehmen ­investieren wollen, die woke ­Wissenschaftsexperimente fördern“, so ein ­Gründer von Azoria. Der sogenannte Anti-Woke-Fonds wolle eine ganze Reihe von Unternehmen aus seinem Portfolio ausschließen. Ob nun in Rheinmetall oder einen „Anti-Woke-Fonds“ – die Entschei­dung, in welches Unternehmen man sein Geld steckt, wird zunehmend zu einer politischen. Dabei sollten wir uns fragen, warum wir überhaupt großen Konzernen unser Geld geben wollen.

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Anastasia Zejneli
Redakteurin
Jahrgang 1999, studierte Wirtschaftspolitischen Journalismus in Dortmund und gründete ein Kulturmagazin für das Ruhrgebiet. War Taz-Volontärin und arbeitet aktuell im Europateam. Schreibt in der Kolumne "Economy, bitch" über Popkultur und Wirtschaft.
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4 Kommentare

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  • Was will uns der Artikel sagen? Das es gute und böse EFTs gibt? Das Geld böse ist? Schon der erste Absatz mit seiner Blauäugigkeit und dem moralischen Zeigefinger geht mir gehörig gegen den Strich.



    „…das sorgte auf ­Social ­Media zu Recht für viel Kritik.“ Warum? Ist es verboten Aktien zu kaufen?



    Was ist nun schlimmer? EFTs die einen auf „Wir retten die Welt“ bzw. „Wir bekämpfen Wokeness“ machen und damit versuchen Idioten davon zu überzeugen Geld zu investieren. Die Meinung der Autorin zu dem Thema, ist… keine Ahnung, sagen Sie es mir.



    Ich habe auch Rheinmetall Aktien kurz vor dem Ausbruch des Ukrainekrieges gekauft und Gewinn gemacht. Jeder der mich jetzt für einen schlechten Menschen hält, ich habe mindestens genau so viel Geld mit Gazprom und Uniper Aktien verloren. Ich habe also Buße getan.



    Ganz nebenbei, wir leben im Kapitalismus. Mir gefällt das auch nicht, aber wenn der Staat schon nicht für meine Rente sorgt, dann muss ich das halt tun.



    Ich habe die Kapelle nicht bestellt, aber ich muss nach der Musik tanzen die sie spielt.

  • Da jetzt 4 Jahre mit Darth Vader im Weißen Haus anstehen, fährt man vermutlich mit Aktien der dunklen Seite nicht mal schlecht. Die Meldungen letzte Zeit wie sie sich alle der dunklen Macht ergeben, verheißen nichts gutes für die verbliebenen rebellischen nicht bösen Unternehmen.

  • Was ist das für ein Tier, die Gier?



    Es frisst an mir,



    Es frisst in dir,



    Will mehr und mehr



    Und frisst uns leer.

  • Frau Zejneli schreibt offenbar wie die Jungfrau vom Kind. Kann, aber muss nicht sein. Ich würde es nicht tun.



    Aber zum Thema: ich habe auch 1 (eine!) Rheinmetall, nur um zu beobachten auf dem Ticker, was da so passiert. Aber auch für 100 € Curavec, aus gleichem Grund. So richtig böse fühle ich mich nicht und den Gewinn würde ich als Weichei auch spenden können für … äh … nee, nicht Unicef als Untergruppe des weltweiten Anti-Semitismus – soweit geht die Liebe denn doch nicht. Also eher für … hm … wer ist der geprügelste Hund hier, ja klar: die FDP.



    #Satire off#



    Jedoch habe ich eine Nichte, die seit 10 Jahren in Nachhaltigkeits-ETFs investiert hat. Die weint jetzt. Evtl. sollte ich es dann auch ihr lieber spenden.