■ Querspalte: Bodos Büro
Am Montag fand sich in der Berliner Zeitung die nicht eben überraschende Mitteilung, Bodo Hombach habe in seinem Büro eine Büste von Ludwig Erhard aufgestellt. Tags darauf war unter dem Rubrum „Korrektur“ zu lesen: „Der Kanzleramtsminister legt Wert auf die Feststellung, daß sich auch eine Büste von Willy Brandt (SPD) im Raum befindet.“
Eine Korrektur pro Tag schändet nicht. Sie erweckt den – natürlich abwegigen – Eindruck, bis auf diesen einen Lapsus könne man getrost alles glauben, was in der Zeitung von gestern stand. Leider handelt es sich in unserem Fall nicht um eine Korrektur. Schließlich hat der Autor die Büsten von Brandt und Erhard nicht miteinander, beziehungsweise mit einer „Power-Rangers-Aktionsfigur“ verwechselt. Es ist eine Ergänzung. Bei der immer noch was fehlt.
Bevor Bodo Hombach, an dem Lafontaine offenbar nicht spurlos vorübergegangen ist, deshalb weiter herumzickt, seien die unterschlagenen Fakten nachgetragen: Im Büro von Bodo Hombach befindet sich auch Bodo Hombach. Dazu kann man stehen, wie man will. Aber seit „Babe“ finden die Leute auch Physiognomien wie die von Roland Koch oder eben Bodo Hombach attraktiv. Ein verstörendes, aber in unserer verkommenen Welt des schönen Scheins auch herzerwärmendes Phänomen. Weiterhin hält sich „im Raum“ ein Sessel samt Schreibtisch auf. So muß der Insasse nicht die ganze Zeit stehen, was „über die Gelenke“ ginge. Stifte und Papier sind gleichfalls vorhanden, damit Bodo Hombach nicht einfach nur dösen, sondern etwas aufschreiben und sogar unterstreichen kann. Selbst ein Telefon gibt es.
Wenn er wollte, könnte Bobo Hombach ein paar Tasten drücken, in diese kleinen Löcher am Hörer hineinreden, und am anderen Ende – was heutzutage technisch möglich ist! – könnte ein hundert Kilometer entfernter Zeitungsredakteur hören, daß der Kanzler intern mit Rücktritt gedroht hat. Soweit die ganze Wahrheit. Wir hatten ein Recht darauf. André Mielke
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