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Bob DylanVergessener Song aufgetaucht

Ein Fest für Dylanologen: Nach 44 Jahren kramt Dylans Ex-Produzent einen unveröffentlichten Song hervor. Darin ätzt Dylan gegen Atombombe und Weißes Haus

Guter Song - ist sicher von mir! The Bob bestätigt die Echtheit des Fundes. Bild: rtr/ap

STOCKHOLM dpa In Stockholm ist nach 44 Jahren ein bisher unbekannter Protestsong von Bob Dylan gegen die Atombombe aufgetaucht. Der 1973 von den USA nach Schweden umgezogene Musikproduzent Israel "Izzy" Goodman Young berichtete am Mittwoch, dass er den von dem 22-jährigen Dylan mit Maschine und Hand geschriebenen Text für das Lied "Go Away You Bomb" schon 1983 beim Aufräumen seines Folk-Archives gefunden hatte. Er habe es dann fast 25 Jahre wieder liegen gelassen. "Das war ein saublöder Fehler, denn es ist ein saugutes Lied", sage Young.

In dem Lied protestiert Dylan in ätzend sarkastischem Ton gegen die Atombombe. Young hatte 1961 das erste Konzert des gerade berühmt werdenden Dylan in der New Yorker Carnegie Hall produziert und den Sänger um einen Beitrag für eine Antiatom-Anthologie gebeten, aus der dann nichts wurde. Den letzten, direkt an das Weiße Haus gerichteten und in Großbuchstaben getippten Ausruf "DIG YOURSELVE'S" des zornigen jungen Poeten erklärt der inzwischen 79-jährige Young als "Ausdruck aus den Fünzigern: "Los, nun zeigt mal, was ihr wirklich wollt", will er damit sagen".

Dylan, der sich mit seinem früheren Produzenten heute bei Konzerten in Stockholm weiterhin trifft, hat die Echtheit des Manuskriptes bestätigt, kann sich aber weder an den Text noch die Entstehungsgeschichte erinnern. "Er und seine Leute haben mir alle Rechte an dem Lied überlassen, ich kann damit machen, was ich will", berichtete der Betreiber eines kleinen Folklore-Centers im Stockholmer Stadtteil Söder. Dylan verkaufe seine Musik inzwischen aufgeteilt in Marktsegmente, etwa für Frauen, für Kunden einer bestimmten Kaffeekette oder für junge Leute. "Da ist ihm so ein einzelnes altes Lied egal."

Young will seinen von "Dylan-Experten" als sensationell eingestuften Fund entgegen dem Rat diverser Freunde nicht im Internet versteigern, sondern einfach an seine Tochter weitergeben. "Freiheit ist wichtiger als Geld", sagt er. Erst mal liegt ihm vor allem an der schnellen Verbreitung des Textes, den er "fucking good" findet, und den die Stockholmer Zeitung: "Dagens Nyheter" auch in ihrer Internetausgabe komplett abgedruckt hat: "Damit ist er ja in ein paar Stunden um die Welt. In der "New York Times" wäre es natürlich noch ein paar Stunden schneller gegangen."

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