: Blöde und mediengläubig?
■ betr.: Berichterstattung über Oskar Lafontaine
Betr.: Berichterstattung über Oskar Lafontaine
Jetzt lese ich schon zwei Tageszeitungen, 'Faz' und taz — und werde immer noch für blöde und mediengläubig gehalten, statt informiert zu werden. Kommentare zu Lafontaine gibt es mehr als genug, aber niemand vollzieht seine Gehaltsrechnungen qualifiziert und in Einzelschritten nach, weder nach seiner Interpretation noch nach der seiner Ankläger.
Lafontaines Argument, sein Ministergehalt werde um die Pensionsbezüge gekürzt, wird nicht wiederlegt. Seine der Presse vorgelegten Gehaltszettel werden nicht veröffentlicht. Seine am 9.6. bei seiner Regierungserklärung vorgelegten Schaubilder werden nicht abgedruckt. Es wird kein irgendwie gearteter Versuch einer Dokumentation für den Leser gemacht. Liegt der Grund darin, daß die Journalisten die Gehaltszettel nicht verstehen, weder ihre eigenen noch den vom Oskar Lafontaine?
Was bleibt? Wertungen, Vermutungen, Beschuldigungen, die zum Teil als Fakten ausgegeben werden. Und das nicht nur im 'Spiegel‘, 'Bild‘, der 'Welt‘, nein, auch in der so solide-nüchternen 'Faz‘ und in der so fortschrittlichen taz. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Ich will Lafontaine nicht gegen den Vorwurf der Bereicherung verteidigen. Wie kann ich auch, wenn ich nichts weiß?
Gegen diese Art der „Berichterstattung“ muß ich nur mich und Lafontaine verwahren. Und: die Medien sollten sich das nächste Mal, wenn sie über Politikverdrossenheit schreiben, zunächst selbst etwas genauer prüfen. Einen Teil tragen sie dazu selbst bei — je nach Windrichtung, der das Fähnchen dreht, mal durch Hofberichterstattung, mal durch Hetzkampagnen. Christoph v. Stein, Berlin
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