schnittplatz : Blabla & MuFuFu
Starke Angstgefühle und Emotionen – so die US-Wirkungsforschung der Fünfzigerjahre – löste das neue Medium Fernsehen bei den ZuschauerInnen aus. Heute schaffen so etwas nur noch TV-Konferenzen.
Wie das jüngste, leicht verspätete Symposion zum Thema „50 Jahre deutsches Fernsehen“ in München. Auf dem Podium ist (fast) keiner unter 50, das garantiert eine intime Vertrautheit mit der Thematik. Mancher liest energisch einfach vor, was längst geschrieben steht – in einem Heft, das alle zu Anfang der Veranstaltung in die Hand gedrückt bekommen. „Von Beginn an war Rundfunk in Deutschland eine staatliche Aufgabe, zuerst der Postverwaltung, die ihre Zuständigkeit aus dem Telegrafenregal herleitete“, fängt so etwas dann an, und man denkt unwillkürlich an des untergegangenen Leo Kirchs Hochregale, auf denen sich nicht weit vom Veranstaltungsort die Filmrollen stapeln, die nun offenbar keiner mehr haben will.
Drinnen im Auditorium, im Bauch der Bayerischen Landeszentrale (BLM) für Neue Medien, die stets in Treue fest zu Kirch & Co. gestanden ist, sitzt auch Jürgen Doetz, Sat1.-Geschäftsführer, Kirch-Mann und Multifunktionsfunktionär (MuFuFu) des deutschen Privatfernsehens. Heute ist er als Präsident des Verbandes der privaten Rundfunkanbieter (VPRT) da. Doch auch einem Präsidenten ist langweilig bei so viel Abgelese, selbst wenn es inhaltlich voll auf seiner Linie liegt: Weg mit der Überregulierung des Privatrundfunks. Weg mit der „Verklammerung von öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk“ (Medienprofessor Brosius), weg mit dem dualen System. Schade nur, dass die BLM aus den Rundfunkgebühren ebenjener Öffentlich-Rechtlichen mitfinanziert wird.
Wie gut, dass immerhin auch „Das Boot“-Produzent Günter Rohrbach da ist und klare Worte findet: ARD und ZDF mit ihren rund 23.000 „quasi verbeamteten Mitarbeitern“, sprach Rohrbach, seien so „nicht mehr zu verantworten“, ja eine „Belastung für die Zukunft“. Rohrbach merkte sogar an, dass es sich eigentlich zweier deutscher Fernsehen zu erinnern gilt. Doch das Podium von München ist rein Deutschland-West-besetzt. DDR-Fernsehmacher haben in Bayern wohl immer noch Einreiseverbot. STG