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■ Bitte!Dagoberts Steuerreform

Danke, Helmut Kohl! sagte die taz in einer Serie vor der Wahl. Jetzt kommt Rot-Grün, und wir lassen prominente und andere kompetente Menschen „Bitte!“ sagen. Was ist Ihr dringendster Wunsch an Rot-Grün? Warum halten Sie ihn für realistisch?

Wäre Dagobert (gemeint ist die Comicfigur) deutscher Staatsbürger, würde die reichste Ente der Welt dank der abgewählten Kohl-Regierung keinen Taler Einkommens- und Vermögenssteuer zahlen. Vor ein paar Wochen flatterte mir ein „Liebesbrief“ vom Finanzamt in mein „Wohnklo“: „Sehr geehrter Herr Funke, nach vorliegenden Presseberichten erzielen Sie Einkünfte...“ Na gut, ich werde mich bemühen, den Staat und damit die Allgemeinheit mit meinen Steuergeldern zu unterstützen. Ganz im Gegensatz zu vielen Besserverdienenden, die in der Vergangenheit ganz legal dem Staat diese Unterstützung versagten. Ich lechze nach einer Steuerreform, die diese Ungerechtigkeit beendet.

Und was genauso wichtig wäre: Beamte, die mit unseren Steuergeldern so verantwortungsvoll umgehen, als hätten sie die Taler selbst verdient. Ich möchte nie wieder aus den Medien erfahren müssen, wie zum Jahresende in manchen Amtsstuben hektische Betriebsamkeit ausbricht, weil noch Geld in der Kasse ist, das möglichst schnell verjubelt werden muß – womöglich als beleuchteter Radweg in der Einöde oder als öffentliches Toilettenhäuschen zum Gegenwert eines Einfamilienhauses –, während bei den sozial Schwachen die Gelder zusammengestrichen werden.

Eigentlich ist meine Bitte an Rot-Grün eine Selbstverständlichkeit, die jedes Jahr von neuem vom Bund der Steuerzahler gestellt wird, aber jedes Jahr ungehört in den Amtsstuben verhallt. „Die öffentlichen Schulden müssen verringert werden. Die Arroganz der Bürokratie muß gemäßigt und kontrolliert werden. Die Leute sollen wieder lernen und arbeiten, statt auf öffentliche Rechnung zu leben.“ Wer das gesagt hat? Es war der römische Staatsmann Cicero (106-43 v. Chr.). Hier höre ich auf, denn mir wird schon wieder übel. Arno Funke

Dagobert alias Arno Funke, der lange nicht zu fassende Kaufhauserpresser, sitzt in Berlin- Plötzensee ein. Er ist 1996 zu neun Jahren Gefängnis verurteilt worden. Foto: AP

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