Bisphenol in Kassenbons: Hersteller bestreitet Gefahr
Wissenschaftler sehen im Normalfall keine Gefahr durch Bisphenol A in Thermopapier. Rewe hat dennoch seine Kassen vorsorglich auf anderes Papier umgestellt.
Hersteller von Kassenbons aus Thermopapier, das die Chemikalie Bisphenol A (BPA) enthält, weisen eine Gesundheitsgefährdung zurück. "Wir halten geringe Mengen von BPA in Kassenzetteln für ungefährlich", sagte Dietmar Fritz von der Koehler Paper Group zur taz. Zwar habe eine Studie von Schweizer Wissenschaftlern gezeigt, dass die hormonverändernde und möglicherweise krebserregende Chemikalie durch die Haut aufgenommen werden könne.
Allerdings werde der zulässige EU-Grenzwert dabei im Normalfall weit unterschritten, heißt es in der Studie weiter. Selbst Personen, die zehn Stunden mit den Fingern BPA-haltiges Papier berühren, nähmen mit geschätzten 71 Mikrogram weniger als ein Vierzigstel der zulässigen Menge auf.
Allerdings erklären die Wissenschaftler in der Studie auch, dass sich bei einer Häufung von ungünstigen Faktoren wie Benutzung von Handcreme oder Kontakt mit größeren Hautflächen die Aufnahmemenge stark vergrößern kann. Zudem ist der EU-Grenzwert kontrovers, der erst 2007 von 10 auf 50 Mikrogramm pro Tag und Kilo Körpergewicht erhöht wurde. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisiert den Einsatz von BPA in Kassenzetteln darum. "Für hormonelle Schadstoffe gibt es keine sicheren Grenzwerte", sagt Chemieexpertin Sarah Häuser. "Außerdem stützt sich der Grenzwert auf Studien mit BPA, das vom Magen-Darm-Trakt aufgenommen wird."
Der zweitgrößte deutsche Lebensmittelhändler Rewe verzichtet darum nach eigenen Angaben "im Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes" bereits auf BPA-haltiges Thermopapier, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilte. Marktführer Edeka verwendet hingegen unter Verweis auf die gesetzliche Zulässigkeit BPA-haltige Bons, prüft aber Alternativen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!