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Bischofskonferenz rät Mixa zum RückuzugHirte, lass ruhen!

Nach den Vorwürfen um Prügel und "übermäßige Antiquitätenkäufe" schlägt nun auch die Bischofskonferenz Mixa "eine Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz" vor.

Langsam steht's ihm bis zum Hals: Bischof Mixa. Bild: dpa

FREIBURG/AUGSBURG dpa | Die katholischen deutschen Bischöfe drängen ihren umstrittenen Amtsbruder Walter Mixa dazu, sein Hirtenamt vorübergehend ruhen zu lassen. Der Vorsitzende der Deutsche Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sagte am Mittwoch, er habe in den vergangenen Tagen - wie auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx - mehrfach mit Mixa gesprochen. Dabei habe man mit Mixa überlegt, "ob eine Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz hilfreich sein könne", sagte Zollitsch. Aus der Politik wurden die Forderungen nach einem Rücktritt Mixas lauter.

Ein Rückzug Mixas sei geeignet, "eine Atmosphäre größerer Sachlichkeit bei den notwendigen und auch von ihm gewünschten Klärungen zu bewirken", erklärte Erzbischof Zollitsch. "Darüber hinaus könnte eine vorübergehende räumliche Distanz ihm die Möglichkeit geben, nach sehr erhitzten Wochen neue Kräfte zu sammeln und die Geschehnisse mit mehr Ruhe zu bedenken."

Der Schritt des obersten Repräsentanten der deutschen Bischöfe gilt als einzigartig in der jüngeren Geschichte des Katholizismus in der Bundesrepublik. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Vorstoß mit dem Vatikan abgestimmt ist. Mixa kann sich allerdings allen Forderungen widersetzen. Er ist nur dem Papst verpflichtet.

Der Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Franz Maget (SPD), forderte einen Rücktritt Mixas. Er füge seiner Kirche Schaden zu, sagte Maget. "Deswegen ist ein solcher Rücktritt zwingend erforderlich." Auch der Nürnberger CSU-Sozialpolitiker rief Mixa auf, auf, wegen der vielen Vorwürfe gegen ihn sofort zurückzutreten. Die CSU-Spitze äußerte sich nicht zu den Rücktrittsforderungen. Parteichef Horst Seehofer verwies lediglich auf das für den 4. Mai geplante Treffen mit den katholischen Bischöfen Bayerns. SPD und Grüne fordern bereits seit Tagen den Rücktritt des Bischofs.

Helmut Mangold, der Vorsitzende des Augsburger Diözesanrates, sagte, eine schnelle Aufklärung der Vorwürfe gegen Mixa wäre ihm lieber gewesen. Die überwiegende Mehrheit der Katholiken im Bistum fordere aber Mixas Rücktritt, er sei kaum mehr zu halten. Der Vorstoß von Zollitsch müsse für Mixa ein "seelischer Schock" sein.

Dirk Hermann Voß, Koordinator der Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Augsburg, wollte keine Erklärung zum Vorstoß von Zollitsch abgeben. Das sei nichts Neues, es gebe keinen Grund für eine Stellungnahme, sagte Voß der Nachrichtenagentur dpa.

"Man kann wirklich nur hoffen, dass der Augsburger Bischof Mixa möglichst bald dem doch sehr bemerkenswerten "brüderlichen Rat" von Zollitsch Folge leiste, erklärte Sprecher Christian Weisner von der Reformbewegung "Wir sind Kirche". Mixa habe "durch seine irritierende Aussage über die Missbrauchsursachen, seine Verunglimpfung der Opfer und das überlange Zögern nicht nur seinem Bistum, sondern dem Ansehen des Bischofsamtes und der Glaubwürdigkeit der ganzen katholischen Kirche in der augenblicklichen Kirchenkrise außerordentlich geschadet."

Mixa hat inzwischen eingestanden, Heimkinder in seiner früheren Zeit als Stadtpfarrer geschlagen zu haben, nachdem er zunächst jede Gewalt gegenüber Kindern "reinen Herzens" bestritten hatte. Vorwürfe, er habe als Stadtpfarrer von Schrobenhausen nennenswerte Geldbeträge zum Schaden einer Waisenhausstiftung zweckentfremdet, werden derzeit von einem Sonderermittler und einer Münchner Anwaltskanzlei geprüft. Es geht um überteuerte Kunstwerke und Teppiche, Wein, Möbel, Mixas Bischofsring und ungeklärte Zahlungen, die in Verantwortung von Mixa aus dem Stiftungsvermögen widerrechtlich bezahlt worden sein sollen.

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8 Kommentare

 / 
  • QG
    "unbekannt" - Gmunden am Traunsee

    [Ein Kontaktformular "landesregierung

    oberösterreich bürgerservice" bestätigt

    vor weniger als einer Stunde einen

    Eingang der folgenden Zeilen:]

     

    Zu Spendenaufrufen noch einmal und

    in Oberösterreich zur Diskussion über

    den Vogelschutz erlaube ich mir meine

    am heutigen Morgen vor weniger als

    einer Stunde auf dem Kärntner Blog

    "schlagloch kreuz erhöhung" vordatiert

    (zwei Stunden) freigeschaltete Frage

    zu übersenden:

     

     

    Aber Salomo hat doch einen Weinberg bei

    einem "Geldmann": wo ist der Weinberg

    und wer ist der "Geldmann"? Steht dazu

    etwas im NEUEN TESTAMENT? Ich hinterließ

    eine deutsche Ausgabe an einer Adresse

    in Graz. Und ist in dem Weinberg ein Mon-

    tag ein erster Tag einer Woche?

  • QS
    "Dr. Siegfried P. Posch (Graz)"

    Durch die Widerstandskämpfer gegen den Na-

    tionalsozialismus und Christen ohne Jesus

    Jean-Paul Sartre und Albert Camus entschied

    sich der Kampf zwischen dem 2 CV und dem

    VW zugunsten des VW - aber nur mit der Hilfe

    des englischen Automobils: und bis zu welchem

    Jahr u.Z.?

  • QS
    "Dr. Siegfried P. Posch (Graz)"

    Noch eine Vorfrage:

     

    Wolfgang Huber bezeichne Dietrich Bonhoeffer als

    "'evangelischen Heiligen'": das steht auf S. 3 der

    gestern hier in das Hausbrieffach eingefächerten

    Druckschrift GLAUBE UND HEIMAT, "Nr. 16 vom

    18. April 2010 Miserikordias Domini". Als "evange-

    lisch" bezeichnet sich im "Impressum" der Druck-

    schrift "CSI aktuell" - "März 2010", ebenfalls hier

    eingefächert - auch Harald Bisanz: und dort wird

    Bonhoeffer "Märtyrer des Monats" genannt. Nun hat

    Dietrich Bonhoeffer in seinem Buch KONSPIRATION

    UND HAFT 1940 - 1945 in einer "Betrachtung zu

    Himmelfahrt" aus dem Jahr 1940 die kühne Ausle-

    gung des Verses "20,17" des "Johannesevange-

    liums", Jesus habe Maria Magdalena eine Vereini-

    gung verweigert, der der römische Bürger Paulus

    aber teilhaftig geworden sei. Gibt es eine Stelle im

    ALTEN TESTAMENT, die erklärt, daß Maria Magda-

    lena keineswegs im höheren Maß irrt als Paulus?

    Ich meine eine Stelle, in welcher die Zahl eine

    auffallende Rolle spielt. Und zuletzt außerdem

    noch einmal: das Buch GEMEINSAMES LEBEN von

    Dietrich Bonhoeffer soll seine Drucklegung der

    "Kirche Schwedens" verdanken. Kann man die

    "Kirche Schwedens" seit einem bestimmten Jahr

    u.Z. als "evangelisch" bezeichnen, wie sich Herr

    Bisanz als "evangelisch" bezeichnet? Obwohl

    noch ungeklärt ist, ob Herr Huber "evangelisch"

    im gleichen Sinn verwendet, trotzdem.

  • QS
    "Dr. Siegfried P. Posch (Graz)"

    Ich ziehe nach der Rücktrittsankündigung

    - "22. April 2010 01:00 Uhr" -

     

    http://www.dradio.de/nachrichten/201004220100/1

     

    meinen gestern an Ihre Seite, zu Ihrem Artikel

    "Hirte, laß ruhen!" übersendeten Kommentar zu-

    rück.

    Begründbar scheint mir der Rücktritt aber

    nach meiner Korrespondenz mit der Deutschen

    Bundeswehr durch die Verwendung des Kreuzes

    als Symbol und Hoheitsabzeichen.

    Ich vermag weiterhin eine Notwendigkeit einer

    solchen achtlosen Verwendung nicht zu erken-

    nen, solange nicht beantwortet ist, auf welche

    Weise Jesus an das Kreuz genagelt wurde. Die

    Frage war zunächst, ob das mit zwei, drei oder

    vier Nägeln geschehen sei.

    Warum soll das Kreuz verwendet werden, wenn die-

    se Frage für belanglos gehalten wird?

  • O
    Oberhart

    Wenn Mixas Verbleib als Bischof der Kirche Schaden zufügt, dann soll er bitte unbedingt bleiben.

     

    Jetzt bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass die Leute, die derzeitig alle in Scharen aus der katholischen Kirche austreten nicht auf den nächsten Aberglauben hereinfallen. Jetzt ist die Zeit endlich mal im großen Stile eine religionskritische Debatte zu starten, sonst werden wir das Gespenst nie los.

     

    Niemand braucht Religion, ausser die Betrüger, die mit ihren Märchen und haltlosen Thesen zum Nachleben und zur Moral den (Leicht-)gläubigen das Geld aus der Tasche ziehen und auf Gerechtigkeit in Fantasieorten nach dem Ableben zu vertrösten.

  • WL
    W. Lorenzen-Pranger

    Die wirkliche Sauerei ist, daß für all diese Typen, und es sind ja weit mehr als nur dieser unsägliche Mixa, staatlicherseits nicht einmal belangt werden. Für mich eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes des Grundgesetz!

  • HD
    Hans Dampf

    Die Häufigkeit mit der über Mixa berichtet wird, lässt vermuten, dass er als eine Art Sündenbock benutzt wird um von den anderen Missbrauchsfällen abzulenken.

  • W
    Wolfgang

    "Sag beim Abschied, leise servus..."

     

    "Heute muß ich fort von hier..."

     

    "Das Wandern ist des Mixas Lust..."

     

    "Es ist für dich eine Zeit angekommen, die bringt uns eine große Freud...."

     

    "Keiner liebt dich, wieso ich?"

     

    Aus dem neuen katholischen Gesangbuch. Amen.