Birma: Steinmeier unterstützt Proteste
Der Protest gegen die Junta weitet sich aus: Mehr als 100.000 Menschen ziehen durch Rangun, darunter nun auch Studenten. Die Bundesregierung ermutigt die Demonstranten.
RANGUN afp/dpa/ap Angeführt von buddhistischen Mönchen haben in Birma am Montag mehr als 100.000 Menschen gegen die Militärjunta demonstriert. Das berichteten Augenzeugen in der größten Stadt Rangun. Demnach zogen die Menschen in zwei Demonstrationszügen durch die Stadt.
Es war die größte Kundgebung in der Hauptstadt des südostasiatischen Landes seit der brutalen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1988. Angeführt von 20.000 buddhistischen Mönchen zogen die Oppositionellen von der Shwedagon-Pagode über den früheren Universitäts-Campus, einst eine Hochburg des Widerstands gegen die Militärregierung, hin zum Verteidigungsministerium. Erstmals waren bei dem Protest am Montag auch Studenten präsent.
Die USA übten scharfe Kritik an dem Regime. Präsident George W. Bush werde die "Brutalität" der Regierung bei seinen Treffen am Rande der UN-Vollversammlung in New York zum Thema machen, kündigte Außenministerin Condoleezza Rice an.
Die Bundesregierung bewertete die friedlichen Proteste gegen das Militärregime in Birma positiv. "Wir haben dafür Sympathie", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger. Er verwies darauf, dass Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sich wiederholt für weitere Reformen in dem Land einschließlich eines Dialogs mit den Reformkräften ausgesprochen habe. Berlin erwarte die Freilassung der jetzt Inhaftierten sowie auch der unter Hausarrest stehenden Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi.
In der Nacht harrten etwa 600 Mönche vor der Shwedagon-Pagode aus, dem wichtigsten buddhistischen Heiligtum des Landes. Sie wurden von der Bevölkerung, darunter zwei prominenten Schauspieler, mit Lebensmitteln und Wasser versorgt. Die Proteste der Mönche dauern bereits seit sieben Tagen an. "Wir sind alle Buddhisten", sagte der Schauspieler Kyaw Thu. "Wir werden alles für die Versorgung der Mönche tun." Die Mönche protestierten im Namen des Volkes, betonte er.
Am Sonntag hatten 20.000 Menschen zusammen mit den Mönchen in Rangun demonstriert und dabei auch ihre Unterstützung für die unter Hausarrest stehende Oppositionsführerin Aung Sam Suu Kyi bekundet. Größere Zusammenstöße gab es bisher nicht.
Die normalerweise mit harter Hand gegen Demonstranten vorgehende Junta beschränkte sich weitgehend auf Sicherheitsvorkehrungen. Augenzeugen berichteten allerdings erstmals von kleineren Zusammenstößen. Polizisten rissen den Demonstranten die Plakate weg. Beobachter und Diplomaten führten die Zurückhaltung auf den Druck Chinas zurück, des wichtigsten Verbündeten.
China übt nach Darstellung eines südostasiatischen Diplomaten als wichtigster Wirtschaftspartner Birmas starken Druck auf Rangun aus, vor den Olympischen Spielen im kommenden Jahr Konfrontationen zu vermeiden. "Jeder weiß, dass China der größte Unterstützer der Junta ist", sagte der Diplomat. "Wenn die Militärregierung nun irgendwas unternimmt, wird das auch das Image von China beschädigen."
China zählt auf die großen Öl- und Gasvorkommen Birmas zur Versorgung seiner boomenden Wirtschaft. In diesem Jahr blockierte Peking eine Sicherheitsratsresolution, in der die Menschenrechtslage in Birma kritisiert werden sollte. Zugleich übte Peking in stiller Diplomatie Druck auf die Junta aus, einen Dialog für demokratische Reformen aufzunehmen.
Die Protestbewegung begann am 19. August mit einer Demonstration gegen eine Erhöhung der Benzinpreise. Mit den Protestmärschen der Mönche, die in der traditionellen birmanischen Gesellschaft große Hochachtung genießen, gewann die Bewegung in der vergangenen Woche zusätzliche Brisanz.
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