Birand Bingül und sein Roman „Ping.Pong“:
Er ist 27, Radiomoderator, Medizinstudent und leidenschaftlicher Tischtennisspieler. Hakim, so heißt der Held und Erzähler in Birand Bingüls erstem Roman „Ping.Pong“. Die Zeit, von der der Autor seinen Erzähler berichten lässt, ist nicht gerade dessen beste: Hakim steht kurz vor dem Studienabbruch, seine Exfreundin fängt eine Beziehung mit einem anderen an, seine Radiosendung verursacht einen öffentlichen Skandal, und er ist nicht mehr dazu in der Lage, auch nur ein einziges Tischtennisspiel zu gewinnen. Der Held befindet sich ganz offensichtlich in einer dicken Lebens- und Identitätskrise.
Wie er diese Krise wahrnimmt, aber auch zu meistern versucht, und welche Rolle seine türkische Herkunft dabei spielt, das schildert Birand Bingüls Romandebüt. Sehr witzig und aufgekratzt fängt das Buch an, aber ehe man sich versieht, wird das Geschehen ernster und nachdenklicher. Was beginnt wie eine multikulturelle Variante der Popliteratur, wird unversehens zu einem deutsch-türkischen Bildungsroman: Als es eigentlich nicht mehr weiter bergab gehen kann, im Angesicht seines sterbenden Großvaters, findet Hakim wenn schon nicht zu sich selbst, so doch auf den Weg dahin.
„Ping.Pong“ ist ein klassischer Debütroman: Im Detail zwar ein wenig zu überdreht und wortreich, in der Wirkung dafür leidenschaftlich und überzeugend. Besonders dann, wenn reportagehaft von Alltagserlebnissen des Helden erzählt wird, ist das Buch spannend und authentisch. Kein Wunder, denn Birand Bingül, der Autor, hat seinen Roman ausführlich „recherchiert“: Wie sein Held Hakim ist er Ende 20, ist ein begeisterter Tischtennisspieler und arbeitet als Radiomoderator bei „Funkhaus Europa“, dem Multikultisender des WDR. ULRICH NOLLER
Birand Bingül: „Ping.Pong“. 357 Seiten, Droemersche Verlagsanstalt, 2002, 8,90 €
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