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Biorestaurants verzichten auf KontrolleBio gibt’s auf gut Glück

Zahlreiche Gaststätten mit Öko-Angebot lassen sich nicht von den zuständigen Kontrollstellen prüfen.Verbraucher wissen nicht, ob sie wirklich Bio essen.

Bio oder nicht? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser Foto: dpa

Berlin taz | Viele Biorestaurants lassen sich entgegen den Vorschriften nicht von einer Öko-Kontrollstelle überprüfen. Die Verbraucherzentrale Hamburg teilte nun mit, in einer Stichprobe habe sich nur die Hälfte von 18 überprüften Restaurants, Cafés und Bistros an die gesetzlichen Auflagen gehalten. Die Verbraucherschützer haben zwar nur wenige Firmen untersucht. Aber Branchenexperten gingen schon vor Jahren davon aus, dass bundesweit etwa 2.500 Küchen eine Biozertifizierung fehlt, obwohl sie mit dem Ökosiegel werben. Das sind so viele Betriebe wie die Firmen mit Biozertifikat.

Loben Gastronomen einzelne Zutaten von Speisen oder vollständige Gerichte als Biolebensmittel aus, so sind sie laut EU-Öko-Verordnung verpflichtet, sich bei einer Kontrollstelle anzumelden. Das soll sicherstellen, dass die als Bio verkauften Gerichte tatsächlich öko sind.

Doch selbst nachdem die Gaststätten ohne Biozertifikat von den Konsumentenschützern ertappt und kritisiert worden waren, ging der Schmu weiter. Acht Lokale hätten einfach monatelang weiter Lebensmittel als Bio deklariert und verkauft. „Die Behörden müssen da noch konsequenter durchgreifen“, forderte Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale. Selbst in den zertifizierten Lokalen fanden die Rechercheure Probleme: In sieben habe „eine verbraucherfreundliche Veröffentlichung der Ökozertifizierungsbescheinigung, die Ökokontrollstellennummer oder sogar beides“ gefehlt, schreiben die Konsumentenschützer.

„Das Ergebnis ist enttäuschend“, sagte Schwartau. „Es drängt sich der Verdacht auf, dass einige Gastronomen in der Biostadt Hamburg etwas verbergen wollen und sich daher dem Kontrollsystem entziehen.“ Gäste müssten sich jedoch darauf verlassen können, dass Gerichte, die mit Bio oder Öko beworben werden, auch tatsächlich die Vorschriften erfüllten. Ansonsten könnte eine als Bio ausgelobte Suppe auch konventionelle Zutaten enthalten, oder herkömmliche Gerichte würden generell als teurere Biospeisen angeboten.

Viele Gastwirte scheuen offenbar den bürokratischen Aufwand

„Offenbar empfinden viele Gastronomen die Biokontrolle mit dem vorgeschriebenen Prüfen von Lieferscheinen, Rechnungen oder Etiketten als eine bürokratische Überregulierung oder als einen unangemessenen Eingriff in die unternehmerische Freiheit“, so Schwartau. Andere sähen den Verstoß als Kavaliersdelikt an. Für Schwartau ist die Bioauslobung hingegen eine Vertrauenseigenschaft, die belegt werden muss. „Kontrollen und Transparenz sind unerlässlich für den Verbraucherschutz und für gleiche Wettbewerbsbedingungen unter Gastronomen.“

Verbrauchern, die beim Essen in Gaststätten in Sachen Bio auf Nummer sicher gehen wollen, empfiehlt Schwartau, nach der Ökokontrollstellennummer und der Ökozertifizierungsbescheinigung zu fragen. Auch über die Internetseite www.oeko-kontrollstellen.de lasse sich überprüfen, ob ein Betrieb seiner Kontrollpflicht nachgekommen ist.

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