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Biogas"Wir wollen nicht in der Ökonische enden"

Sein Unternehmen müsse mit reinen Erdgasanbietern konkurrieren können, begründet Lichtblick-Sprecher Gero Lücking den vorerst kleinen Bioanteil im Gasmix.

taz: Herr Lücking, Ihr Gasmix soll vorerst einen Biogasanteil von 5 Prozent enthalten. Das klingt ja nicht nach viel.

GERO LÜCKING ist Prokurist, Bereichsleiter Energiewirtschaft und Sprecher der Hamburger Firma Lichtblick.

Gero Lücking: Für uns sind die 5 Prozent ein Anfang. Wir wollen die Quote schnellstmöglich auf einen zweistelligen Anteil erhöhen. Sie müssen dabei aber berücksichtigen, dass wir mit unserem Tarif im Wettbewerb zu den reinen Erdgas-Tarifen der etablierten Versorger stehen. Das heißt, dass wir die Quote nicht zu schnell und zu weit erhöhen dürfen, weil wir sonst nicht wettbewerbsfähig anbieten können. Wir wollen ja für jeden Haushalt eine echte Alternative bieten und nicht in der Ökonische enden.

Wann geht die Biogasanlage in Jüterbog in Betrieb?

Unsere Anlage ist kurz vor der Fertigstellung. Das erste Biogas zur Versorgung unserer Kunden wird nächstes Jahr fließen. Das, was wir in den ersten Monaten an Biogas "verlieren", holen wir in den Folgemonaten über entsprechend höhere Quoten nach.

Sind denn weitere Anlagen geplant?

Wir verhandeln jetzt schon die nächsten Bezugsverträge. Langfristig werden wir uns so absichern, dass wir auch bei deutlich steigenden Kundenzahlen und steigender Biogasquote immer ausreichend Biogas zur Verfügung haben. Mögliche Standorte für die Erzeugung liegen in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.

Und wie garantieren Sie Ihren Kunden, dass die tatsächlich den vorgesehenen Anteil Biogas bekommen?

Der TÜV prüft jährlich die Mengenbilanzen und kontrolliert die erreichte Quote. Das Zertifikat, das er uns dafür ausstellt, veröffentlichen wir im Internet.

Was ist mit den Hürden, die der Gasmarkt für neue Anbieter immer noch bereithält?

Wir sind erschrocken über die massiven Widerstände und die Ignoranz der Gasnetzbetreiber. Man fühlt sich ins Jahr 1999 zurückversetzt, in die Anfangszeit der Strommarktliberalisierung. Die öffentliche Diskussion, die zivilrechtlichen Auseinandersetzungen mit höchstrichterlichen Urteilen und die Regulierungspraxis aus dem Strommarkt scheinen die Gasnetzbetreiber ignorieren zu wollen. Das werden wir nicht zulassen. Die ersten einstweiligen Verfügungen sind auf den Weg gebracht, die ersten Netzbetreiber eingeknickt. Wir werden wie beim Strom alle vor den Kadi ziehen und gewinnen.

Wie ist bislang die Resonanz auf Ihr neues Angebot?

Nach nur einer Woche haben wir schon 500 Aufträge bekommen. Die Kunden wollen endlich zu einem neuen, unabhängigen Anbieter wechseln. Und jeder, der wechselt, trägt unmittelbar dazu bei, dass mehr Biogas erzeugt und die Gasversorgung klimafreundlicher wird. In Berlin werden wir zum 1. November mehr als hundert Kunden versorgen.

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