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Biofair Klamotten kaufenSag mir, wo mein T-Shirt herkommt

Die Arbeitsbedingungen in der Textilwirtschaft werden trotz lauter Kritik weiterhin schlechter. Wer biofair einkaufen will, kann sich jetzt beim Institut Südwind genau informieren.

Glaubt man der Werbung, ist alles sauber, fair und gerecht. Bild: oxfamnovibCC-BY-ND

Immer mehr Menschen möchten beim Blick in ihren Kleiderschrank nicht sofort an völlig erschöpfte Näherinnen oder vergiftete Baumwollbauern denken müssen. Etwa einem Viertel der Erwachsenen in Deutschland ist es wichtig, dass ihre Schuhe und Klamotten unter anständigen Arbeits- und Umweltbedingungen hergestellt wurden, sagt zumindest die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Auf diesen Trend hat die Textilwirtschaft bereits mit einer Flut von Labels reagiert, die die Kundschaft beruhigen soll. Aber wo findet diese wirklich saubere Ware? Dieser Frage ist das Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene nachgegangen. Am Montag, den 14.12. stellt es dazu eine Studie vor.

Glaubt man Werbung und Selbstdarstellung der Unternehmen, ist heute fast alles grün, nachhaltig, sauber und gerecht. Dabei haben sich die Arbeitsbedingungen in der Textilwirtschaft tatsächlich immer weiter verschlechtert. Und auch wenn der Absatz von Biobaumwolle boomt – im vergangenen Jahr verzeichneten die Hersteller ein Absatzplus von 63 Prozent – liegt ihr Anteil an der Gesamtproduktion bisher nach wie vor im Promillebereich.

Mehr als zweihundert Unternehmen hat Südwind-Autor Dominic Kloos angeschrieben. 23 haben geantwortet, darunter 17 deutsche. Gefragt wurde, welche sozialen und ökologischen Kriterien sie einhalten, wer das wie bei den Zulieferern kontrolliert und ob sie die Kosten der Überprüfung übernehmen. In vielen Bereichen gibt es inzwischen international anerkannte Standards mit strengen Kriterien.

Die Bestnote erhielt der britische Einzelhändler Bishopston Trading in Bristol, der seine gesamte Ware von einer indischen Kooperative bezieht und dafür faire Preise zahlt. Die Biobaumwolle kommt aus einer Dorfgemeinschaft und auch Färbung und Verarbeitung sind giftfrei. Das alles bestätigt eine unabhängige Kontrollorganisation. Die Firma mit einem Jahresumsatz von einer Million Britische Pfund (rund 1,11 Millionen Euro) verschickt auch Waren für Kunden außerhalb Englands (www.bishopstontrading.co.uk).

Hess Natur, der in Deutschland wohl bekannteste Händler mit ethischem Anspruch, schneidet ebenfalls relativ gut ab. In der gesamten Produktionskette von der Rohstoffernte bis zum Zusammennähen hält das Unternehmen aus Butzbach soziale Mindeststandards ein und lässt das auch extern überprüfen. Die Kosten dafür übernimmt Hess Natur selbst, während viele der großen Firmen sie den Zulieferern aufhalsen. Einzig deutlich negativer Punkt bei der Firma, die immerhin etwa 55 Millionen Euro im Jahr umsetzt: Die Rohstoffe sind nicht fair gehandelt.

Genau das ist Einzelhändlern wie Sense Organics in Frankfurt am Main oder den Neugründungen Greenality Clothing in Filderstadt und Laissezfair in Köln besonders wichtig. Alles, was dort in den Borden liegt, ist biofair, was die Rohstoffe angeht. Auch können sich die Kunden darauf verlassen, dass sie mit ihrem neuen Hemd nicht zugleich einen Giftcocktail auf der Haut tragen.

Der in den 90er Jahren von engagierten Christen gegründete T-Shirt-Versand Lamulamu ist hier ebenfalls im grünen Bereich. Weil die Macher direkten Kontakt zu den Produzenten in Kenia pflegen, verzichten sie bei den Sozialstandards allerdings auf eine unabhängige Kontrolle. Eine gute Gesamtnote erhielten auch die in Nicaragua gefertigten Schuhe, Jeans und Strümpfe der Marke Fair Trade Zone, die in Deutschland über www.zuendstoff-clothing.de zu beziehen sind.

Gar nicht in die Untersuchung einbezogen hat Südwind traditionelle faire Händler wie El Puente oder dwp, bei deren Produkten die Kundschaft zwar ebenfalls auf der sicheren Seite ist – allerdings ist die Auswahl dort sehr begrenzt.

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13 Kommentare

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  • JE
    Johannes Ellner

    "Eine gute Gesamtnote erhielten auch die in Nicaragua gefertigten Schuhe, Jeans und Strümpfe der Marke Fair Trade Zone, die in Deutschland über www.zuendstoff-clothing.de zu beziehen sind."

     

    So weit ich weiss werden in Nicaragua nur die hier nicht erwähnten Blanko-T-shirts hergestellt. Die Schuhe, Hosen etc. die es auf www.zuendstoff-clothing.de zu kaufen gibt jedoch woanders.

  • S
    Stefan

    wie schon von anderen geschrieben gibt es mittlerweile echt eine ganze menge cooler bio-fairer klamotten (zugegeben: vieles nur online).

     

    meine lieblingsbrand - achtung, bin skater :) - ist sector 9. nicht schlecht ist auch die sunimar aus düüsseldorf (übrigens echt günstig). coole basics gibt's von howies (so grob richtung carhartt). also wer da nicht zurecht kommt ...

     

    noch ein link-tipp mit vielen firmen: http://weissliste.twoday.net/topics/die+weissliste/

  • S
    Susan

    Wie entstehen solche Artikel? Wird dazu noch richtig recherchiert oder werden nur Presseerklärungen abgeschrieben?

     

    Auf der website von Hess springt mir grad ein Logo für deren fair gehandelte Biobaumwolle aus Burkina Faso ins Auge. Die wird in einem Teil des Sortiments verarbeitet. Aber man kann wohl kaum von heut auf morgen alles umstellen. Schließlich kauft man Rohstoffe nicht im Supermarkt. Zudem kosten Fair Trade Siegel einen Haufen Geld. Warum vergleicht man solch einen Dinosaurier mit Newcomern wie Sense Organics, die nur ein paar Kilogramm von einem Rohstoff brauchen? Sowas schreibt meine Dorfzeitung, aber von der taz erwarte ich schon a bisserl mehr. Oder wird das Niveau jetzt passend gemacht zum Banner von Worldvision, das mich schon die ganze Zeit entnervend anblinkt? Ihr wart schon mal kritischer und konsequenter, liebe Leute. Back to the roots, please!

  • S
    Susan

    @Ingelore

     

    Bonita ist leider "ganz normal", lässt bei diversen Herstellern produzieren und hat keinerlei Ambitionen in Richtung bio oder fair trade. Dort hab ich im Sommer ein Leinenkleid mit Polyesterinnenrock gesehen! Einfach unglaublich.

     

    Bei Waschbär hab ich früher auch gekauft. Aber nur, bis ich gemerkt habe, dass die vorwiegend konventionellen Baumwolle verwenden. Das ist das Unfairste überhaupt. Die Bauern leiden und der Versand wird auf fair getrimmt. Mittlerweile gibt es dort ein paar Biobaumwollprodukte. Aber ich mag das geringe Engagement und die Täuschung nicht mehr unterstützen. Wenn Du mit jugendlichen Schnitten zurechtkommst, findest Du vielleicht was bei C&A? Die haben eine Organic Cotton Serie, aber nur in ausgewählten Kaufhäusern. List ist auf deren website. Auch bei Penny gibt es hin und wieder Biobaumwollshirts oder Nachthemden, von einer schweizer Firma. Am Anfang war die Qualität sehr gut, jetzt hat es teilweise etwas nachgelassen. Das ändert sich wohl mit jeder Aktion. Hess Natur hat mittlerweile auch ein paar echte Läden und zeitweise fliegende Läden - das ist ein sehr lustiges Ereignis.

     

    Die Studie von Südwind ist wohl eher "suboptimal".

  • F
    FairTrade

    So Selbstverständlich muss das gar nicht sein, dass man für fair gehandelte Kleidung auch mehr bezahlt.

    Vor kurzem erst habe ich turnschuhe gekauft die einem recht bekannten model von nike zum verwechseln ähnlich sehen, die jedoch FairTrade sind.

    Trotzdessen haben die nicht viel mehr als die Hälfte des bekannten Markenmodels gekostet.

    Das sollte bei Tshirts und Pullovern nicht groß anders sein.

    Also, sofern man für gewöhnlich Markenkleidung kauft, sollte man mit Fair Trade nicht teurer oder sogar günstiger einkaufen können.

  • B
    Bekleidungssyndikat

    Im Netz gibt es diverse Einkaufshilfen für "biofaire" / ökologisch und sozial nachhaltige Kleidung muss halt nur nach gesucht werden, hier zwei Beispiele:

     

    http://sebastianbackhaus.wordpress.com/tag/okorrekte-mode/

     

    http://shopfair.blogspot.com/2008/09/achtung-germans-im-netz-einkaufen.html

     

    und natürlich den Multi-Blog der ProduzentInnen und Vertriebe selbst:

     

    http://korrekte-klamotten.de/

  • EF
    Ein Fan !

    Dann kann ich Ihnen die Seite www.korrekte-klamotten.de empfehlen. Ein Zusammenschluß vieler kleiner Unternehmen, auch die im Artikel erwähnten sind dabei. Die Auswahl ist größer als man denkt. Weitersagen :)

     

    Ich bin übrigens von keinem der Unternehmen, sondern habe diese Seite zufällig entdeckt und schaue alle 1-2 Wochen mal auf die Seite.Lohnt sich !

  • A
    annika

    freut mich sehr, dass zuendstoff hier erwähnt wird! interessiere mich seit einigen jahren für ökofaire-klamotten und hab deshalb schon manchmal bei den freiburgern eingkauft und bin immer super zufrieden gewesen! kann ich nur wärmstens weiterempfehlen! und für alle aus dem süden kann ich einen persönlichen besuch in deren laden auch nur wärmstens ans herz legen!

  • L
    lounger

    "Immer mehr Menschen möchten beim Blick in ihren Kleiderschrank nicht sofort an völlig erschöpfte Näherinnen oder vergiftete Baumwollbauern denken müssen."

     

    Ich kenne niemanden (wirklich niemanden!!) der jemals diesen Gedanken sofort beim Blick in den Kleicherschrank gehabt hätte ... mich selbst schauen auch keine hungrigen Kinderaugen aus dem Kühlschrank an oder ähnliches.

     

    Auch wenn es in der Sache interessent ist - Wenn ich Schmonz lesen will kauf ich eigentlich andere Zeitungen.

  • M
    manuambiente

    Hallo,

     

    Läden deutschlandweit findet ihr am schnellsten unter http://www.utopia.de/einkaufshelfer und unter http://www.kirstenbrodde.de/?page_id=428. Ansonsten klickt Euch bei www.karma-konsum.de durch.

    Mein Lieblings green-fashion-store ist glore.de mit online-shop. Die thekey.to/ ist eine wunderbare Messe zu grüner Mode, die passend zur fashion week Berlin wieder ihre Türen öffnet.

    Für alle fleißigen Näher und die, die es werden wollen, biete ich seit kurzem Öko-faire Meterware, unter anderem auch von Bishopston, und bald auch Informationsveranstaltungen mit Nähworkshops an.

    Wer aktiv werden möchte, sollte sich bei dem Newsletter von der Inkota e.V. -Kampagne für saubere Kleidung- einschreiben und mitmachen (www.inkota.de).

     

    Ich helfe gerne weiter, wo ich kann. Schreibt mir einfach eine Email :)

  • GS
    Gute Sache, aber....

    Stimme "No Label" da zu, von der Sache her sehr gut, jedoch scheint die Nachfrage noch so gering zu sein, dass die Preise entsprechend sind. Selbstverständlich sollte man für faire Löhne auch mehr zahlen als Kunde, jedoch ist eine "normale" Jeans für 89€ aufwärts nur für die wenigsten erschwinglich. Obwohl sie die Sache sicherlich von Herzen gerne unterstützen würden. Aber wenn die Branche auf dem richtigen Weg bleibt und sich der eine oder andere Laden in den europäischen Innenstädten etabliert, wäre es das beste Signal und zwing auch ausbeutende Textilhersteller ihre Strategie zu überdenken, wenn FairTrade-Produkte im Blickfeld stehen.

  • IF
    Ingelore Fohr

    Ja, das würde mich schon lange interessieren. Gibt es eine Aufstellung über "saubere Textilprodukte"? Welche Firmen gehören dazu. Ich nehme mal an, dass der Waschbär sauber ist. Dort habe ich auch schon einiges bestellt. Ich möchte aber auch mal Klamotten direkt im Laden kaufen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Wie sieht es z.B. mit Bonita aus?

  • N
    NoLabel

    Leider fehlt der Weblink zur Studie. Tatsächlich wäre mal ein FairTrade-Einkaufsführer sinnvoll, denn z. B. bei fairen Klamotten scheint die Auswahl noch recht klein zu sein.