Bing Maps Streetside: Franken werden erfasst
Nach Google fotografiert nun auch Microsoft deutsche Straßen mit Kamera-Fahrzeugen. Derzeit sind die Autos in Nordbayern unterwegs. Der Streit um mögliche Widersprüche hält an.
NÜRNBERG/ANSBACH dpa | Der Wagen steckt voller Technik, der Kameraaufbau fotografiert eine Fassade nach der anderen: Im Auftrag von Microsoft waren auch am Dienstag in den Straßen Nürnbergs Kamera-Autos unterwegs, um Fotos zusammeln, die später im Kartendienst Bing Maps Streetside im Internet veröffentlicht werden sollen.
Zugleich wurde auch wieder Kritik am Software-Konzern laut. Denn Microsoft plant, dass betroffene Bürger erst nach der Veröffentlichung der Panoramabilder im Internet eine Verpixelung ihrer Immobilie fordern können. Datenschützer dagegen verlangen eine Vorab-Widerspruchsfrist.
"Wir sind in Gesprächen mit Microsoft", sagte die Referentin für Internetdienste beim Bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht (BayLDA), Heike Dümmler, am Dienstag in Ansbach. Am vergangenen Montag starteten im Raum Nürnberg, Fürth und Erlangen die Kamera-Autos, um für den Panoramadienst Aufnahmen zu machen.
Den Menschen müsse vorab eine Widerspruchsmöglichkeit eingeräumt werden, betonte Dümmler. Ihre Behörde ist bundesweit federführend bei den Gesprächen mit Microsoft, da der Konzern seinen Deutschlandsitz in Unterschleißheim (Landkreis München) hat.
Widerspruch - vorab oder später?
Microsoft sieht das anders: Der Widerspruch sei Teil der Anwendung und deshalb einfach zu handhaben. "Wir kommen dem Bürger weit entgegen", sagte Microsoft-Sprecher Thomas Baumgärtner. Ein vorab eingereichter Widerspruch führe dagegen dazu, dass mehr Daten gesammelt werden müssten - Adressen, Namen, Telefonnummern. "Ein Vorab-Widerspruch hat Nachteile." Menschen ohne Internet-Zugang könnten per Formular oder über eine Telefon-Hotline ihren Widerspruch einreichen. So sehe es auch der Datenschutzkodex vor.
In dem Kodex, der von Firmen wie Microsoft und Google unterschrieben wurde und den auch die Politik abgesegnet hat, ist keine Verpflichtung für eine Vorab-Widerspruchsmöglichkeit festgeschrieben. Trotzdem hatte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) im April damit gedroht, Microsoft die Veröffentlichung der Aufnahmen zu untersagen, sollten die Betroffenen keine Möglichkeit zu einem Vorab-Widerspruch zu haben.
Eine Strecke von 150.000 Kilometern - vorwiegend in Ballungsräumen - will Microsoft in den kommenden Wochen und Monaten abfotografieren lassen. Proteste hat der 29 Jahre alte Antonio Radic, der eines der Kamera-Autos in Nürnberg steuert, bislang nicht erlebt, wie er sagte: Viele Menschen würden der Kamera sogar zuwinken. Wenig begeistert zeigte sich dagegen die Stadt Nürnberg. Zur fehlenden Möglichkeit zum Vorab-Widerspruch sagte ein Sprecher: "Wir sehen das mit großer Skepsis." Man rate den Bürgern, die Veröffentlichungen genau zu prüfen.
Im Sommer sollen die Bilder voraussichtlich im Internet zu sehen sein. Das Landesamt für Datenschutzaufsicht zeigte sich zuversichtlich, bis dahin eine Lösung gefunden zu haben.
Leser*innenkommentare
HannahWestphalica
Gast
Sollte hier wirklich Enzo Aduro geschrieben haben,
stelle ich fest, dass ein Schweizer Anhänger
der Piratenpartei sich bestenfalls, um die
Belange der Schweiz kümmern sollte!
Die Schweiz als basisdemokratisches Land
mit viel Volksentscheiden ist selber sehr kritisch
gegenüber der Streetview-Initiative von Microsoft.
Sprüche wie : "... Aber dafür das jedes 2. Haus bei Google Streetviev verpixelt ist weil CSU Aigner und die Pfältzer Twitter Weinkönigen mächtig panik unter Rentnern gemacht hat kann ich nicht akzeptieren. "
Als Schweizer und nicht einmal EU-Mitglied,
Nicht-Wahlberechtigter einer deutschen Volkspartei
und Mitglied einer Partei, die auf Bundesebene in D
nicht existiert, verbitten wir uns Herabwürdigungen
und psychologische Diagnosen!!!
Eine Argumentation, die vorangebrachte Argumente
nicht entkräftet oder andere Argumente hervorbringt,
stattdessen den Gesprächsteilnehmer herabsetzt,
bestätigt progressive Stammtischrhetorik,
aber keine Demokratiekompetenz.
Sie hat sich hier in Stil und Adresse erheblich
blamiert.
Enzo Aduro
Gast
Wer jetzt noch die Panoramafreiheit für ein Eingriff in die Privatsphäre hält ist leidet unter verfolgungswahn. Schon die Einräumung einer Verpixeling ist ein privileg.
Außerdem habe ich gehört das MS den Tag der Abfotografierung vorveröffentlicht. Genug Zeit die Gardienen zuzumachen.
Aber dafür das jedes 2. Haus bei Google Streetviev verpixelt ist weil CSU Aigner und die Pfältzer Twitter Weinkönigen mächtig panik unter Rentnern gemacht hat kann ich nicht akzeptieren.
guntherKummerlande
Gast
Ich sehe nicht ein warum ein Bürger deutschlands
einem amerikanischen Unternehmen
gegenüber in der Bringschuld ist,
seine Bildrechte der eigenen Immobilien
in Vorleistung an Microsoft abzutreten.
Dabei will er diese Leistung nicht,
weil sie ihn näher an den Orwellschen Überwachungs-
staat führt.
Weiterhin ist es nun für jedermann kinderleicht
einen zu Hause aufzuspüren.
Niemand kann sich mehr unangenehme, vielleicht
kriminelle oder erpresserische Elemente der
Gesellschaft vom Hals halten, weil jeder
leicht heraus bekommen kann, wo wer wohnt.
Die Kartendaten sind möglicherweise geeignet
als optische Zielerfassung für Bombenangriffe.
Das Wohnhaus eines jeden Menschen kann jederzeit lokalisiert und
von zahlreichen Kriminellen bedroht werden.
Diese Bedrohung schafft Angst und Angst unterbindet
mutiges demokratisches Handeln.
Mit den 3D Kartenmaterial lassen sich präzise
Einbruchspläne ausgestalten, Vermögen der Besitzer
abschätzen, und Status und Persönlichkeitstyp
evaluieren.
Dieses Kartenmaterial wäre für potentielle
Invasoren und Verbrecher
und Marketingspezialisten und Behörden von unschätzbaren Wert
und damit für Immobilienbesitzer eine einseitige,
nachteilige Belastung.
Keiner kann garantieren, ob nicht auch
das amerikanische Militär diese Pläne bekommt
oder feindliche Militärs und Terroristen.
Selbstverständlich gibt es überall Bedenkenträger
und diese Technologie hätte sicherlich
auch für die bessere Stadt-und Dorfentwicklung
bedeutsame Vorteile, aber dieses präzise
Kartenmaterial wiegt insgesamt die möglichen
militärischen Nachteile in keiner Weise mit auf.
Investionen in Städte sind eher punktuell
als die Gesamtstruktur einschließend, was
schon aus den finanziell knappen Mitteln kaum geht.
Keiner kann die Löschung des beanstandeten Kartenmaterials
garantieren. Die amerikanischen Geheimdienste
haben mit Sicherheit Zugriff auch auf die
untersagten Aufnahmen.
Meiner Meinung nach, sollte diese Dienstleistung
nur von Kommunen in Zustimmung seiner
Bürger geordert werden dürfen.
Für Tourismusmetropolen ist das sicherlich
vorteilhaft, aber jegliche Rechteübertragung
von Hoheitsrechten auf ein Wirtschaftsunternehmen
lehne ich kategorisch ab, weil nur der
Staat diese Rechte haben darf.
Anderenfalls könnten Wirtschaftsunternehmen
mit staatlichen Hoheitsrechten die Länderrechte
aushöhlen und mit unseren demokratischen
Rechte-und Staatensystem konkurrieren und
dabei Ihre Kundenkreise und Teilhaberkreise
übervorteilen. Es darf nur einen Souverän
geben und das muß der Staat mit seinen Volk sein.
Kein anderer darf es wagen, hier Rechtsnormen
aufzustellen. Was Microsoft vor hat, dürfen
bisher ausschließlich Behörden des Verwaltungsrechtes. Diesen Status darf
ein Wirtschaftsunternehmen niemals erlangen.
So eine Dreistigkeit darf man nicht im Anflug
tolerieren, weil es zudem grundgesetzwidrig ist
und eine Abänderung der Demokratiegrundlage
ohne Legitimation darstellen würde.