Bin Ladens Tod wird Popkultur: Vader siegt über Obi-Wan Kenobi
Das Szenario und die Verkündung von Bin Ladens Tod kam uns doch gleich so bekannt vor... als wäre es schon mal passiert. Ist es auch - vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis.
Klar, spätestens seit der Fox-Serie 24 ist die Terroristenjagd durch Spezialagenten im Namen des Präsidenten der Vereinigten Staaten popkulturelles Allgemeingut. Insofern waren wir alle gut auf das dann doch recht plötzliche Ende des Osama bin Laden vorbereitet, auch was verschwörungstheoretisches Material angeht. Und dass wir die Bösen manchmal fälschlicherweise für die Guten halten und die Guten von den wahren Bösen zu den vermeintlich Bösen gemacht werden, ist auch ein guter alter Trick, der so manche Story erst interessant macht.
Großartig wird es allerdings wieder, wenn es der Mash-up-Kultur gelingt, dieses Ereignis in das bewährteste aller Gut-und-Böse-Universen, die Star Wars Saga, zu integrieren: "Obi-Wan Kenobi ist tot", verkündet da Lord Vader in der im Netz allein zu diesem Anlass geschaffenen Galactic Empire Times. Der Anführer der Rebellen und der Kopf hinter den verheerendsten Anschlägen gegen das Imperium sei in der Nähe von Alderaan im Feuergefecht mit den Sturmtruppen ums Leben gekommen, ist dort zu lesen. Dabei muss natürlich beachtet werden, dass die Galactic Empire Times vom Imperium kontrolliert wird - wes Brot ich ess, des Lied ich sing.
Dennoch ist diese Nachricht in vielerlei Hinsicht eine interessante Perspektive. Suggeriert sie doch mit der zum Bin Laden-Tod gezogenen Parallele, der US-Präsident sei der böse Vollstrecker des Imperators, der den Freiheitskämpfer Obi-Wan, alias Bin Laden, zur Strecke bringt. Und gleichzeitig übt gerade Lord Vader seit Generationen eine solche Faszination auf große und kleine Star Wars Fans aus, dass das "böse" Imperium von vielen mehr verehrt wird als die versprengten Rebellen, die sich der bösen Macht entgegenstellen - insofern markiert diese Nachricht womöglich eine Wunschfantasie vieler manipulierter imperialer Anhänger. Ganz muss die Gleichung ja auch gar nicht aufgehen, denn amüsant ist das Verweisspiel allemal.
Der Tod von Kenobi markiere einen Meilenstein im Kampf gegen die Rebellen, aber noch lange nicht dessen Ende, zitiert das Blatt Vaders Ansprache über HoloNet. Kenobi habe, so Empire Times weiter, in einer früheren Stellungnahme seinerseits verkündet, sein Tod würde ihn nur noch mächtiger machen als er ohnehin schon sei. Obwohl er selbst seit Jahren nicht mehr aktiv war, gilt sein über zwei Jahrzehnte andauernder Widerstand gegen das Imperium als von hohem symbolischen Wert für die Rebellen, zitiert das Blatt Vertreter des Imperiums weiter.
Am interessantesten sind allerdings die intergalaktischen Leserkommentare auf den Empire Times-Artikel: "Warum zeigt uns Vader nicht Kenobis Leiche" fragt User "Jedi4Lyfe", "Warum unterstützen wir immer noch Tatooine, wenn sie vermutlich seit Jahren von Kenobis Versteck wußten?" will "StormedTrooper" wissen und "Nubian" konstatiert: "Das ist nicht Vaders Sieg, sondern der unserer Jungs in Weiß (...)". Aber auch in dieser entfernten Galaxis gibt es berechtigte Zweifler, die erst einmal Vaders Geburtsurkunde sehen wollen, bevor sie hier irgend etwas glauben und vor allem eines geklärt wissen wollen: Wie schreibt man den Namen denn nun: Obi-Wan oder Ubi-Wan?
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