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Bill Clinton beendet den Krieg nach dem Krieg

■ USA heben Embargo gegen Vietnam auf

Washington (wps/taz) – Als die US Army Ende der sechziger Jahre mit einer halben Million Soldaten vergeblich versuchte, die „kommunistische Expansion“ in Indochina zu stoppen, demonstrierte Bill Clinton gegen den grausamen Krieg in Vietnam und entzog sich einer Einberufung zum Militärdienst. Am Donnerstag abend verkündete er im Weißen Haus in Washington, in dem John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson das verhängnisvolle Abenteuer in Südostasien begonnen hatten, das Ende des Wirtschaftskrieges gegen den einstigen Feind, der die Militärmacht Nummer eins so tief gedemütigt hatte. Bald dreißig Jahre nachdem die US Army am 5. August 1964 direkt in Vietnam eingriff, trat Clinton, flankiert von Senatoren, die dort gedient haben, vor die Presse. Er verkündete die Aufhebung des nach dem endgültigen Sieg der Kommunisten im Frühjahr 1975 verhängten Handelsembargos gegen Vietnam.

„Ich bin absolut davon überzeugt“, erklärte er, „daß dies die besten Möglichkeiten eröffnet, das Schicksal derer aufzuklären, die noch immer vermißt werden und über deren Verbleib es keine Gewißheit gibt.“ Die Aufklärung des Schicksals der Soldaten, die als MIA (missed in action) gelten, diente etlichen Veteranenverbänden als Argument, bis zuletzt vor dem Weißen Haus gegen die Annäherung zu protestieren. Sie kritisierten, daß Clinton das entscheidende Druckmittel, Vietnam zur Kooperation bei der Suche nach MIA zu bringen, aus der Hand geben würde. Clinton wies hingegen darauf hin, daß in dieser in den USA emotional hochbesetzten Frage erhebliche Fortschritte erzielt wurden. Seit vergangenem Sommer seien die sterblichen Reste von 39 GIs übergeben worden; die Zahl der umstrittenen Fälle sei von 135 auf 73 reduziert worden; die Suche entlang des einstigen Ho-Chi- Minh-Pfades in Laos sei intensiviert worden, und vietnamesische Behörden hätten wichtige Dokumente zur Verfügung gestellt. Clinton konnte sich bei seiner Entscheidung auf ein Votum des Senats stützen, der vor einer Woche mit 62 zu 38 Stimmen ein Ende des Embargos forderte. Auch der einstige Oberbefehlshaber in Vietnam, General Westmoreland, hatte sich dafür ausgesprochen. Clinton versuchte den Eindruck zu erwecken, als hätten wirtschaftliche Überlegungen bei seiner historischen Entscheidung keine Rolle gespielt. Freilich hatten sich große US- Firmen immer wieder für die Aufhebung des Embargos stark gemacht, um auch an dem in Vietnam erwarteten Wirtschaftswunder mitverdienen zu können. M.S.

Tagesthema Seite 3

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