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Bilder aus dem All

Was mit dem Einsatz von KI auf Bauernhöfen alles möglich ist – und was nicht

Von Alessandra Röder

Künstliche Intelligenz liefert in der Landwirtschaft so viele Daten wie nie zuvor. Auf Basis von Satellitenbildern analysiert eine KI sogar die Bodenqualität und den Zustand der Pflanzen, damit Land­wir­t:in­nen Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmittel möglichst präzise kalkulieren können. In den Ställen tracken intelligente Sensoren rund um die Uhr Aktivität, Körpertemperatur oder Fressverhalten der Tiere.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert 35 Projekte zu künstlicher Intelligenz. Die Kosten dafür belaufen sich auf 41 Millionen Euro, Ziel ist eine „nachhaltigere Entscheidungsfindung“. Ressourcen wie Wasser und Dünger lassen sich einsparen, wenn intelligente Systeme den Bedarf berechnen und Kulturpflanzen von Unkraut unterscheiden können.

Durch KI können künftig auch Pestizide präziser ausgebracht und so die Menge reduziert werden, sagt Johann Meierhöfer, Leiter des Fachbereichs pflanzliche Erzeugung und Energie beim Deutschen Bauernverband. Wie viele Pestizide potenziell eingespart werden können, hänge allerdings davon ab, wie stark der Befall von Unkraut, Schädlingen oder Krankheiten sei.

Seit den 1990er Jahren nutzen Land­wir­t:in­nen unter anderen GPS-Daten, um Traktoren zu lenken. Auch die ersten Melkroboter kommen damals schon zum Einsatz. Diese frühe Automatisierung arbeitet allerdings nur mit fest programmierten Daten, während die neuen Systeme selbstständig lernen, Muster erkennen und Datensätze kombinieren. Künstliche Intelligenz in der Landwirtschaft hat sich erst in den vergangenen fünf Jahren verbreitet, sagt der Agrarwissenschaftler Hans W. Griepentrog von der Uni Hohenheim in Stutt­gart. „Wir stehen noch am Anfang einer Entwicklung, die viel Potenzial bereithält.“

Aktuell nutzen neun Prozent der Höfe hierzulande künstliche Intelligenz, 38 Prozent diskutieren den Einsatz, wie eine Umfrage der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft und dem Branchenverband Bitkom zeigt.

Meierhöfer vom Deutschen Bauernverband erwartet, dass künftig mehr Höfe KI-Tools nutzen werden. Durch den Strukturwandel würden die Betriebe wachsen und Land­wir­t:in­nen noch größere Flächen bewirtschaften. Die intelligenten Systeme seien wertvoll, um langfristige Trends zu erkennen und große Datenmengen zu analysieren. „Allerdings muss man beim Einsatz von KI im Ackerbau ehrlich sagen: Wenn die Natur ins Spiel kommt, lässt sich eben nicht alles exakt berechnen.“

Der Datenschutz könnte künftig für Probleme in dem Bereich sorgen. Laut Agrarwissenschaftler Griepentrog verlangten einige Systeme, dass die Betriebe ihre Daten abgeben, auf die dann die Unternehmen zugreifen können. Vor allem große Player in der Agrarbranche könnten auf diesem Wege zahlreiche Daten sammeln und für sich nutzen.

Bei der Nutztierhaltung gibt es zudem ethische Bedenken. Laut einer Studie der Veterinärmedizinische Universität Wien muss sichergestellt werden, dass die Technologie die Bedürfnisse der Tiere tatsächlich erkennt. KI dürfe nur der „Copilot“ sein, eine persönliche Beobachtung der Tiere sei unumgänglich.

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