Bilanz des Mieterbundes: Wenig Erfolg beim Wohnungsbau
Nach knapp vier Jahren Großer Koalition bilanziert der Mieterbund: Der soziale Wohnungsbau läuft zu langsam, die Mietpreisbremse wirkt nicht.
Aufgrund der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung sei es wichtig, Häuser zu modernisieren. Der DMB fordert jedoch, dass die Kosten nur beschränkt auf die Mieter umgelegt werden dürfen. „Einen entsprechenden Vorschlag legte Justizminister Heiko Maas bereits vor, nur verschimmelte dieser im Kanzleramt“, so DMB-Präsident Franz-Georg Rips am Dienstag in Berlin.
Generell falle die Bilanz der großen Koalition „mau“ aus. In Deutschland fehlten eine Million Wohnungen, gerade Sozialwohnungen gebe es immer weniger. Nach Angaben des DMB sind 15 Prozent der Deutschen auf öffentliche Hilfe beim Wohnen angewiesen – da seien knapp 25.000 neue Sozialwohnungen im vergangenen Jahr zu wenig. Laut Rips benötigt das Land jährlich 80.000 bis 100.000 Neubauten.
Insgesamt sollten 400.000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden, vor allen in den Stadtzentren. Die wichtigste Forderung des DMB: Der Wohnraum muss bezahlbar sein. „Dafür sollen Bund, Länder und Kommunen Bauland günstig anbieten“, sagt DMB-Direktor Lukas Siebenkotten. Gerade in Berlin spekulieren Investoren zudem auf Boden: Sie kaufen ein Grundstück, nutzen dies aber nicht, der Wert steigt. Siebenkotten verlangt eine Strafsteuer für Personen, die eine Fläche brachliegen lassen.
Dass die Mietpreisbremse nicht funktioniert, ist kein Geheimnis. Der DMB will Vermieter deshalb dazu verpflichten, nachprüfbare Angaben zu Vormiete oder Modernisierungen zu machen und den Mietanteil bei einer Überschreitung der Regelung an den Mieter zurückzuzahlen. Da Nachmieter meistens nicht wissen, wie viel der Vormieter bezahlt hat, kann der Mietpreis willkürlich bestimmt werden. „Die teuren Mieten von heute, die Wohnungssuchende zahlen müssen, sind die Bestands- und Vergleichsmieten von morgen, die alle zahlen müssen“, so Rips.
Trotz aller Kritik gibt es auch positive Veränderungen. So funktioniert das neue Bestellerprinzip für den Makler gut: Wer einen Makler engagiert, muss ihn auch bezahlen. Ab 2017 steigert der Bund zudem die Mittel für die soziale Wohnraumförderung auf 1,5 Milliarden Euro. Laut Siebenkotten reicht dies aber nicht aus, der Betrag sollte auf das Doppelte erhöht werden. Stattdessen verabschiede sich der Bund jedoch ab 2020 aus der Finanzierung. Somit tragen die Länder dann die Kosten, und dem sozialen Wohnungsbau droht das Aus.
Trotz des anlaufenden Wahlkampfs glaubt der DMB nicht, dass die Politik seine Forderungen in die Tat umsetzen wird. Die Aussichten bleiben also wie die Bilanz: mau.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Der Jahrestag der Ukraine-Invasion
Warum Russland verlieren wird
Sieger des rassistischen Wahlkampfes
Rechte Parolen wirken – für die AfD
Nach der Bundestagswahl
Jetzt kommt es auf den Kanzler an
Alles zur Bundestagswahl
Oma gegen rechts hat Opa gegen links noch nicht gratuliert
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Wahlerfolg der Linken
Keine Zeit, jetzt lang zu feiern