Bilanz Frankfurter Buchmesse 2016: Alle zufrieden außer den Taxifahrern

Die Auszeichnung der unabhängigen Verlage geht an den Arco-Verlag. Politiker versprechen die Beibehaltung der deutschen Buchpreisbindung.

Menschengedränge auf der Buchmesse

Wieder kamen rund 275.000 Besucher zur Buchmesse Foto: dpa

FRANKFURT taz | Die Taxifahrer sind mit der Buchmesse unzufrieden. Ein Spiegel-Redakteur hat seine Rechercheergebnisse über Twitter bekannt gegeben. Es gebe zwar viele Touren, hat er erfahren, aber die meisten Gäste fahren nur ins nächste Restaurant oder gleich ins Hotel. Niemand wolle etwas weiter weg, in einen FKK-Klub zum Beispiel. Das sei auf der IAA ganz anders, der Internationalen Automobilausstellung. Na, dann.

Die Besucherzahlen blieben stabil: Ähnlich wie im Vorjahr kamen rund 275.000 Menschen zu der weltgrößten Bücherschau mit mehr als 7.000 Aussteller aus rund 100 Ländern.

Rundum Zufriedenheit herrschte dieses Jahr auch bei dem Preis der Hotlist. Die Auszeichnung der unabhängigen Verlage war zuletzt in die Kritik geraten, weil sie sich wie eine Miniausgabe des großen Deutschen Buchpreises ausnahm. Ausgezeichnet wurde der Arco Verlag für „Die Geometrie des Verzichts“, die Edition des Gesamtwerks von Debora Vogel. Die Autorin, eine Avantgarde-Dichterin, wurde 1942 im Ghetto von Lemberg von den Nazis umgebracht.

Die Staatsministerin für Kultur, Monika Grütters (CDU), bekräftigte bei ihrem Besuch den Willen der Bundesregierung, auch E-Books mit nur 7 Prozent Umsatzsteuer zu belegen, so wie gedruckte Bücher auch. Bislang fallen bei E-Books 19 Prozent Umsatzsteuer an. Außerdem hat sich Grütters von EU-Kommissarin Cecilia Malmström versichern lassen, dass die Buchpreisbindung bei der TTIP-Verhandlungen auf keinen Fall verhandelt werde.

Das heißt aber noch nicht, dass die Buchpreisbindung bleibt. Nach einem kürzlich ergangenen EuGH-Urteil wird die Preisbindung bei Medikamenten teilweise aufgehoben. Achim Wambach, Vorsitzender der Monopolkommission der Bundesregierung, meinte daraufhin, nun sei auch die Buchpreisbindung nicht mehr zu halten. Aber offenbar sieht die Bundesregierung das anders. Jedenfalls hat auch Justizminister Heiko Maas (SPD) die Buchmesse besucht und dabei gesagt, dass er an der Buchpreisbindung festzuhalten gedenke.

Das am meisten vom Verlagsstand geklaute Buch der diesjährigen Messe könnte das Weihnachtskochbuch von Starkoch Jamie Oliver gewesen sein. Es war praktisch sofort weg. Das hat man davon, wenn man die Buchmesse jetzt immer ein, zwei Wochen später beginnen lässt als früher üblich. Die Verlage geraten in den Vorweihnachtsstress. Die nächste Buchmesse startet am 17. Oktober 2017. Ehrengast wird Frankreich sein.

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