Beziehungsratgeber von Therapeutenpaar: Einfach machen statt reden

Der Ratgeber der Gottmans ist ein Bestseller. Ein Paar aus der taz hat die „8 Gespräche, die jedes Paar führen sollte“ geführt und viel gelacht.

Eine Paar liegt nackt auf dem Boden, der Mann umschlingt die Frau mit dem Armen, ihr langes dunkles Haar verdeckt ihr Gesicht

Ob frisch verliebt oder seit Jahren in der Beziehung, Gottman empfiehlt allen diese Gesprächs­themen Foto: Noa Mar/plainpicture

Lest doch bitte dieses Buch, baten uns Kolleg:innen. „8 Gespräche, die jedes Paar führen sollte … damit die Liebe lebendig bleibt“ heißt es und stammt von dem US-amerikanischen Ehepaar John M. Gottman und Julie Schwartz Gottman, die beide TherapeutInnen und mittlerweile BestsellerautorInnen sind. Unser Auftrag war es, über die acht Themen zu sprechen und dann darüber zu schreiben.

Ein Beziehungsratgeber? Lesen und ernst nehmen? Echt jetzt? Wir rollten mit den Augen. Uns geht es gut, wir sind glücklich miteinander. Ist ein Bestseller, auch in Deutschland, versuchten die Kol­le­g:in­nen uns die 285 Seiten schmackhaft zu machen. Für Euch, liebe Kolleg:innen, haben wir es gern gemacht. Wir haben gelesen, geredet, gefragt. Am meisten aber haben wir gelacht. Denn das Buch, sorry, ist Schrott.

Eine Kostprobe gefällig? „Lassen Sie sich voll und ganz ein“. Ja, was sonst tut man wohl, wenn man sich verliebt und beschließt, zusammenzubleiben? Oder so was hier: „Bleiben Sie im Gespräch.“ Hä? Und was fängt man mit einer Plattitüde an wie dieser? „Behalten Sie stets die Neugier auf Ihren Partner oder Ihre Partnerin bei.“

Okay, vielleicht ist das mit dem Im-Gespräch-Bleiben nicht ganz verkehrt. Wir jedenfalls reden dauernd miteinander. Nicht allein wegen unserer Jobs und unserer Interessen – Politik, Literatur, Film, Theater, Kochen, Essen, Borussia Dortmund (haha, kleiner Scherz), all das Zeug eben –, sondern schlicht, weil wir gern miteinander reden. Und nach all den gemeinsamen Jahren haben wir uns noch immer etwas zu sagen. Wenn wir zusammen Auto fahren, reden wir und reden und reden – und verpassen die Abfahrt. Ob die Gottmans Autobahnabfahrten verpassen, erzählt ihr Buch nicht. Aber diese acht Gespräche, so versprechen es die BeziehungsbescheidwisserInnen, seien der Grundstock für eine lange, glückliche Liebe.

1. Gespräch: Vertrauen und ­Verbindlichkeit

Wir sind eines von nicht wenigen Paaren, die sich gefunden haben, weil sie zusammen arbeiten. Viele Beziehungen beginnen im Büro, in der Werkhalle, eben am Arbeitsplatz. Wir sind ein sogenanntes taz-Paar, davon gibt es mittlerweile einige. Manche taz-Paare sind miteinander verheiratet, wir sind es nicht. Wir waren beide noch nie verheiratet, finden wir nicht so wichtig. Oder sagen wir mal so: Mit früheren PartnerInnen war Heiraten nie eine echte Option. Ein Kollege fragte uns, warum wir nicht verheiratet seien, gerade wir! Wir guckten erstaunt: Was ändert das? „Das hebt die Beziehung noch mal auf ein höheres Level“, sagte er.

2. Gespräch: Mit Konflikten ­umgehen

Wir sind keineswegs ständig einer Meinung.

Stefan: „Das Fahrrad sollte im Verkehr absoluten Vorrang haben.“

Simone: „Auch auf dem Land?“

Stefan: „Die Pendler sollten mal darüber nachdenken, zurück in die Stadt zu ziehen, damit der Autoverkehr zur Ruhe kommt.“

Simone: „Das ist doch total vom hohen Ross herunter argumentiert, wenn die Mieten viele dazu zwingen, aus der City an die Peripherie zu ziehen.“

Stefan: „Musst du nach Thailand fliegen? Deine CO2-Werte …“

Simone: „Du warst eben noch nie in Bangkok und weißt nicht, wie grandios es dort ist, sonst würdest du das nicht sagen.“

Wir diskutieren, auch mal hart. Aber Streit? Wir wundern uns selbst schon, dass wir uns noch nie gestritten haben. Aber wie sagte eine Freundin: Simone, man muss sich doch nicht streiten!

3. Gespräch: Sex und Intimität

Wir reden nicht viel drüber, wir machen’s einfach.

4. Gespräch: Arbeit und Geld

Geld spielt in unserer Beziehung kaum eine Rolle. Nicht weil wir davon zu viel hätten, keineswegs. Aber wir arbeiten beide voll und verdienen in etwa gleich viel. Wir sind großzügig gegenüber uns und großzügig gegenüber anderen. Wir rechnen uns nicht vor, was wer bezahlt hat, sondern freuen uns, wenn wir dem/der anderen eine Freude machen können.

5. Gespräch: Familie

Die Gottmans schreiben: „Lachen ist die beste Medizin.“ Über diese tiefschürfende Erkenntnis ließe sich an dieser Stelle sicher noch ganz viel sagen und philosophieren, nur was hat das mit Familie zu tun? Unsere Familienplanung ist lange abgeschlossen. Wir haben keine gemeinsamen Kinder, und es wird auch keine mehr geben. Zusammen haben wir eine erwachsene Tochter, einen erwachsenen Sohn und eine minderjährige Tochter.

Wir betrachten uns aber nicht als eine Patchworkfamilie, die an Weihnachten mit gepackten Koffern und Taschen voller Geschenke von der einen Oma zur anderen zieht, damit alle Verwandten besucht und bedacht werden. Wir treffen uns trotzdem häufig – und, ja, dabei lachen wir auch gerne viel.

6. Gespräch: Spaß und Abenteuer

Ein Campingplatz in der Bretagne, im Norden Frankreichs. Der Wind pfeift, es ist kühl, wir sitzen draußen vor dem Zelt – bei Crémant und Crevetten. Wir wandern im fränkischen Steigerwald – der riecht so gut. Wir gehen in Berlin ins Kino, gucken uns „Bettina“ an – und sind gerührt von der Sängerin Bettina Wegner, die so schön berlinert. Wir tanzen. Beim Tanzen fing das große Abenteuer an!

7. Gespräch: Wachstum und ­Spiritualität

Spiritualität? Daran auch noch wachsen? Och nö.

8. Gespräch: Ein Leben lang Liebe – Träume

Die Gottmans haben natürlich auch noch ein paar Ratschläge auf Lager: „Gehen Sie liebevoll miteinander um.“ Und: „Machen Sie es zu einer nicht verhandelbaren Priorität, einander Zeit mit ungeteilter Zuwendung zu schenken.“ Nee, Freunde, so wird das nix mit Sex and Drugs and Rock ’n’ Roll.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.