piwik no script img

BevölkerungsentwicklungIm Osten viel Junges, im Westen nichts Neues

Die Ostbezirke werden in den kommenden 20 Jahren zunehmend Menschen anziehen, periphere Westbezirke hingegen verlieren. Insgesamt legt die Bevölkerung in Berlin leicht zu, so die Prognose des Senats bis 2030

In Prenzlauer Berg kloppen sich junge Familien mit Studierenden um die knappen Wohnungen, in Pankow sind die noch üppigen Freiflächen mit Einfamilienhäusern zugebaut, und auch in Treptow-Köpenick wird es eng: Im Berlin des Jahres 2030 spielt im Osten die Musik. "Berlin ist ein Magnet vor allem für junge Menschen zwischen 18 und 35 Jahren", sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) am Mittwoch bei der Vorstellung der Bevölkerungsprognose bis 2030. "Wir erleben eine Renaissance der Innenstadt." Zudem würden Gegenden attraktiv, wo gebaut werden könne - Pankow etwa und Treptow-Köpenick.

Die Bevölkerungszahl wird der Prognose zufolge entgegen dem Bundestrend leicht steigen. In gut 20 Jahren werden 3,47 Millionen Menschen in Berlin leben, das sind 1,7 Prozent mehr. Die Stadt profitiert von den Zuzügen, die seit acht Jahren die Wegzüge übersteigen: Der Umzug von Regierung und Parlament hat seinen Anteil geleistet, der Kreativ-Ruf der Stadt und das kostenfreie Studium locken zudem junge Menschen - viele bleiben, wenn sie die Universität abgeschlossen haben, und gründen eine Familie.

Der Geburtenrückgang ist gestoppt - auch das verdeutlichen die Zahlen. Nach den Einbrüchen in den 1990er-Jahren werden seit 2006 wieder mehr Kinder geboren. Nicht zwangsläufig flüchten Familien mit ihrem Nachwuchs in den Speckgürtel. Sowohl die zentralen Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte als auch Charlottenburg werden an Bevölkerung gewinnen.

Gleichwohl folgt die Stadt dem westeuropäischen Trend der Überalterung. Das Durchschnittsalter wird kräftig steigen; die Zahl der Menschen über 80 Jahre wird sich fast verdoppeln und 2030 mehr als 7 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Wo die Menschen heute schon vorwiegend in Zweipersonenhaushalten leben und das Seniorenalter erreichen, wird es künftig düster aussehen: Reinickendorf ist der Bezirk, der mit 6 Prozent am meisten Menschen verliert. Auch in Spandau wird es ruhiger auf den Straßen.

Verallgemeinern lassen sich die Entwicklungen in den Bezirken nicht. In Marzahn-Hellersdorf etwa bleiben die Großwohnsiedlungen zwar unbeliebt, dafür erfreuen sich die Einfamilienhaussiedlungen in Mahlsdorf und Kaulsdorf großer Popularität - insgesamt ist die Bevölkerungstendenz ausgeglichen. Die Stadtplanung müsse sich auf beide Trends einstellen, die Zuzüge der Jungen und das Plus an alten Menschen, so Junge-Reyer: "Wir werden dafür sorgen, dass die Stadt für ältere Menschen erlebbar und lebenswert bleibt; neue Wohnformen wie generationenübergreifendes Wohnen in der Innenstadt müssen gefördert werden."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!