: Betuppte Arbeitsämter
Mannheim (dpa/taz) - Der Mannheimer Unternehmer Günter Bernardi ist gestern an die Bundesrepublik ausgeliefert worden. Interpol hatte ihn ein Jahr lang gesucht und letzten Mittwoch in der Schweiz geschnappt. Es gilt als sicher, daß Bernardi die Arbeitsämter Saarbrücken und Kaiserslautern um 4,1 Millionen Mark betrogen hat. Die Gelder stammen aus dem „Benachteiligtenprogramm“ der Bundesregierung. Mit dem Fördergeld werden überbetriebliche Lehranstalten finanziert, in denen Jugendlichen ein Handwerk vermittelt wird. Bernardis Firma - die „Gesellschaft für Berufsbildung“ eröffnete acht Ausbildungsfilialen. Dort wurden sogenannte „lernbeeinträchtigte Jugendliche“ zur Damenschneiderin oder zum Elektriker ausgebildet. Weil die Azubis Nachhilfeunterricht für die Berufsschule brauchen und weil sie manchmal auch mit pädagogischer Gewalt vom Schwänzen abgehalten werden, arbeiten in solchen Institutionen nicht nur Handwerksmeister, sondern auch Psychologen und Pädagogen. Sie verdingten sich bei Bernardi weit unter Tarif, weil sie froh waren, überhaupt einen Job zu finden.
Der kriminelle Unternehmer legte den Arbeitsämtern jedoch gefälschte Arbeitsverträge zur Abrechnung vor, aus denen hervorging, daß die Angestellten BAT-Gehälter empfingen. Die Differenz kassierte Bernardi.
Daß der aktive Unternehmer die Zuständigen mit Präsenten und opulenten Gastmahlen geschmiert habe, bestreitet Christmann: „Mich hat Bernardi nie zum Essen eingeladen.“
götz
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