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Bettenvollmacher

■ Am Donnerstagabend beginnen die 6-Days

Am siebten Tag, sagt Gott, sollst du die Füße hochlegen. Für die anderen sechs hat er sich nicht festgelegt. Warum also nicht Rad fahren. Mit den Füßen ordentlich in die Pedale treten. Sich in die Kurve legen. Paar Mark verdienen. Gedacht, getan. Zwölf Radlerpärchen starten zum 37. Bremer Sechs-Tage-Rennen.

Angepfiffen wird am Donnerstag, abends um 9 in der Stadthalle. Und zwar von der Radrennlegende Eddy – der Kannibale – Merckx. Am Dienstag um Mitternacht ist alles vorbei. Dazwischen liegen Verfolgungsjagden, Sprints, Goldsprints, Kaisersprints und Supersprints. Cups können gewonnen werden, Ruhm und Ehre sowieso.

Aufs Siegertreppchen steigt am Ende vielleicht Titelverteidiger und amtierender deutscher Meister Andreas Kappes, der erst kürzlich vom Doping-Vorwurf freigesprochen wurde. Vielleicht gewinnt aber auch Rolf Aldag, Telekom-Fahrer, der mit den Worten zitiert wird: „Radfahren in der Stadthalle ist wie Hubschrauber-Fliegen im Wohnzimmer.“ Die Bremer Bahn ist eng und daher anspruchsvoll – ob das Reglement wohl deshalb vorsieht, dass das Rennen „neutralisiert“ werden darf, wenn mehr als ein Drittel der Fahrer auf dem Boden liegt?

Egal, der Wettkampf gilt jedenfalls als „Publikumsmythos“. Über 126 000 Menschen, davon 300 Journalisten, haben dem Ereignis im letzten Jahr beigewohnt und endlich mal die Bremer Hotelbetten vollgemacht. Rudolf Hickel, seines Zeichens Ökonom an der Uni Bremen, schätzt den direkten Umsatz auf 20 Millionen Mark, den indirekten für Taxen, Hotels et cetera auf zehn Millionen. Das gelingt, wie man weiß, nicht jedem touristischen Spektakel in dieser Stadt. Aber auch das Musical Jekyll & Hyde ist diesmal mit von der Partie: Es sponsort den „Ironman“ Sven Jansen, der auf dem Hometrainer 60 Stunden radeln will – mittenrein ins Guinness-Buch der Rekorde. Er sei, sagt Musical-Manager René Meyer-Brede, das beste Beispiel dafür, wie ein guter Dr.Jekyll seinen Mr.Hyde-Schweinehund bezwingen könne. hey

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