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Betriebs-Kindergarten für Banken

■ Kita-Mangel hält Bank-Fachkräfte von der Rückkehr an den Schalter ab

Das Fehlen von 3.700 Kindergartenplätzen in Bremen macht einigen Bremer Banken allmählich ernste Sorgen: Die von ihnen ausgebildeten Fachkräfte kehren oft nach den ersten Jahren der Kindererziehung nicht an die Schalter zurück, weil sie ihren Nachwuchs tagsüber nicht unterbringen können.

Deshalb wollen jetzt einige Geldinstitute, allen voran die Deutsche Bank, in der Innenstadt einen betriebsnahen Kindergarten eröffnen. Vorerst ist an drei Gruppen gedacht, auch Kinder von Nicht-Bankern sollen aufgenommen werden.

Über die Finanzierung sind sich die Geldinstitute und die an den Vorbereitungen beteiligte Sozialbehörde noch nicht einig.

„Bei uns haben ungefähr 50 Frauen Interesse. Der Bedarf ist riesengroß und die Stadt ist nicht in der Lage, ihn zu decken“, beschreibt der Betriebsrats-Vorsitzende der Deutschen Bank, Klaus Framke, die Lage. Das Kindergarten-Projekt geht auf die Initiative der Deutschen Bank zurück. Zunächst war dort darüber nachgedacht worden, einen eigenen Betriebskindergarten einzurichten. Die Zahl der Deutsche Bank- InteressentInnen war jedoch zu klein, um das zukünftige Personal ausreichend abzusichern, so Framke. Deshalb verhandeln seit einem halben Jahr die Betriebsräte der Deutschen Bank, der Bank für Gemeinwirtschaft, der Bremer Landesbank und der Sekuritas-Versicherung über das Projekt. Bremer Bank — die Bremische Niederlassung der Dresdner, Commerzbank und Sparkasse haben sich wegen interner Schwierigkeiten schon wieder ausgeklinkt. „Wir planen aber nach wie vor, entweder alleine oder mit anderen zusammen, einen Kindergarten ernsthaft in Angriff zu nehmen“, betont Peter Buss vom Sparkassen-Betriebsrat.

Auch VertreterInnen der Bremer Sozialbehörde haben an zwei Sitzungen teilgenommen. Die Stadt stehe der Idee positiv gegenüber, nur kosten dürfe es nicht allzuviel, beschreibt Klaus Framke die Haltung der Stadt.

Zur Zeit sind die Banker auf der Suche an einem Träger für den Kindergarten. Im Gespräch ist die evangelische Kirche. Die Einrichtung soll drei Gruppen haben und auch Kinder aufnehmen, deren Eltern nicht in den Geldinstituten arbeiten. Wieviel die Stadt zu zahlen bereit ist und welche Mittel die Banken und die Kirche beisteuern, ist bisher noch nicht klar.

An der Einrichtung eines betriebsnahen Kindergartens haben nicht nur die Betriebsräte sondern auch die Arbeitgeber Interesse. Bereits qualifizierte Fachkräfte wiedereinzugliedern ist billiger, als alle paar Jahre neue BankerInnen auszubilden. Außerdem sei der Arbeitsmarkt zur Zeit leergefegt, so Sparkassen-Betriebsrat Peter Buss.

och

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