: Besuch vom Gerichtsvollzieher
■ Ermittlungen gegen französischen Politiker Bernard Tapie
Paris (AFP) – Durch einen Pfändungsbefehl ist der in zahlreiche Affären verstrickte französische Geschäftsmann Bernard Tapie weiter unter Druck geraten. Am Freitag erhielt Tapie, der Spitzenkandidat der linken Splitterpartei „Mouvement des Radicaux de Gauche“ (MRG) bei den Europawahlen ist, Besuch vom Gerichtsvollzieher: Die Herren stellten in seiner Pariser Privatwohnung eine amtliche Inventarliste seiner Möbel und Kunstgegenstände zusammen. Die SDBO- Bank, eine Filiale des staatlichen Bankkonzerns Credit Lyonnais, hatte die Aktion mit dem Fehlen der seit langem verlangten Aufstellung begründet. Tapie soll der Bank 350 Millionen Franc (rund 115 Mio. Mark) schulden.
Zunächst wurde keines der Objekte abtransportiert. Die Inventur wurde jedoch auf ein Lagerhaus am Pariser Stadtrand ausgedehnt, in das noch in der Nacht zum Freitag Objekte aus Tapies Wohnung im geschätzten Wert von 100 Millionen Franc geschafft worden waren. Dabei habe es sich um Möbel gehandelt, an denen seine Schwiegermutter besonders hänge, konterte das Unschuldslamm Tapie. Der alerte Geschäftsmann versicherte außerdem, er habe seine Verpflichtungen gegenüber Credit Lyonnais erfüllt. Notfalls werde ein Gericht entscheiden müssen, wer recht habe, sagte Tapie am Samstag im französischen Fernsehen. Seinen Kontrahenten warf er vor, mit den gegen ihn eingeleiteten Schritten seine Kandidatur hintertreiben zu wollen. Credit Lyonnais kündigte ein im März geschlossenes Abkommen auf, in dem Tapie eine fünfjährige Frist zur Zahlung seiner Schulden eingeräumt worden war. In der vergangenen Woche hatten nacheinander die Justiz, der Fiskus und der Zoll neue Ermittlungen gegen Tapie einleitet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen