Bernhard Pötter Wir retten die Welt: Mal ehrlich: Mit euch wird das nichts
Letzte Woche hatte ich Geburtstag. Ich hatte mir nichts gewünscht und bekam: einen Kuchen, ein Buch, ein gerahmtes Foto. Da gab es nichts zu meckern. Dummerweise entschied am gleichen Tag die Groko über ihr „Klimaschutzprogramm“. Da war die Feierlaune vorbei.
Die Bundeskanzlerin machte eine „persönliche Vorbemerkung“, ehe sie den mutlosen Murks vorstellte. Ich hatte ja noch ein paar Wünsche frei. Und stellte mir vor, sie sagt: „Jetzt mal ganz ehrlich, Leute: Das mit dem Klimaschutz wird nichts. Jedenfalls nicht mit euch.“
Sie hätte das ausführen können: „Okay, meine lieben Untertäninnen und Untertanen, Klimaschutz ist wichtig. Aber mit wem soll ich das machen? Mit einer Industrie, die nur auf Quartalszahlen schielt? Mit den Grill-Gourmets, die nach dem nächsten Nackensteak schreien? Mit den Reiseweltmeistern, die Urlaubsflüge als Menschenrechte betrachten? Mit einer Autoindustrie, die mit Spritfressern das Geld verdient, das E-Mobile finanziert? Mit einer Bahn, die ihre Milliarden in Prestigeprojekten versenkt? Mit Menschen, die auf die Barrikaden gehen, wenn Parkplätze teurer werden?“
Mir fielen immer mehr Wünsche ein: Merkel hätte sich an ihre Kollegen wenden können: „Und mit wem unter euch hätte ich ein ordentliches Klimapaket schnüren können? Mit meiner Union, die über Jahrzehnte für Umwelt und Klima nur Verachtung übrig hatte? Mit den Sozis, der Schutzmacht für Autofahrer und Kohlekumpels? Mit einer FDP, die nicht begriffen hat, dass der Markt hier versagt? Mit den Grünen, die immer nur die Umfragen gewinnen? Mit der Linken, die erst mal den Kapitalismus abschaffen muss?“
Dann hätte sie das Publikum beschimpft: „Oder etwa mit euch, meine lieben Bürgerinnen und Burger? Euch kann man bitten, den Gürtel enger zu schnallen, damit die Industrie wettbewerbsfähig bleibt. Man kann euch Hartz-IV-Reformen verordnen, eure intimsten Daten an die Internetkonzerne verschenken, euch als Soldaten in Kriege schicken und euch Steuern abnehmen für Dinge, die ihr ablehnt. Man kann euch in Städten mit giftiger Luft wohnen lassen und euch zumuten, eure Kinder nicht auf der Straße spielen zu lassen. Aber man kann von euch nicht verlangen, für den Liter Benzin 10 Cent mehr zu bezahlen.“
Was dringend nötig wäre, hätte die Kanzlerin in ihrer Ansprache sagen können, sind Zumutungen. Aber um anderen etwas zuzumuten, braucht eine Regierungschefin eben – Mut. Und das war dann auch der größte Wunsch auf meiner Liste.
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