Berlins neues Museum: Der Bund spendiert ein Kunsthaus

Jahrelang schien es unmöglich – jetzt ist doch Geld da für ein Museum der Moderne. Eine neue Chance auch für das lange vernachlässigte Kulturforum.

Der Mies-van-der-Rohe-Bau bekommt bald Gesellschaft Bild: dpa

Es war wie ein Geschenk aus heiterem Himmel: Am Donnerstag bewilligte der Haushaltsausschuss des Bundestags überraschend 200 Millionen Euro für eine Erweiterung der Neuen Nationalgalerie. Berlin bekommt nach Jahren der Unsicherheit nun doch ein Museum der Moderne. Darin wird Platz sein für viele bisher kaum gezeigte Werke aus der Sammlung der Neuen Nationalgalerie. Vor allem aber finden drei wichtige Privatsammlungen mit Kunstwerken des 20. Jahrhunderts – die Sammlungen Marx, Pietzsch und Marzona – hier endlich einen angemessenen Ort.

Das Sammlerehepaar Ulla und Heiner Pietzsch hatte zuletzt gedroht, dem Land Berlin die geschenkte Sammlung von surrealistischen Werken wieder wegzunehmen, wenn bis Jahresende nicht adäquate Räumlichkeiten geschaffen würden. Der Mies-van-der-Rohe-Bau an der Potsdamer Straße platzt als Haus für moderne Kunst aus allen Nähten, viele Werke lagern aus Platzmangel im Depot. Ab 2015 wird das Gebäude saniert und für mehrere Jahre geschlossen.

„Berlin bekommt ein Riesengeschenk“, freute sich Hermann Parzinger, Direktor der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, am Freitag über den unverhofften Geldsegen. Man habe jetzt endlich die Chance, „ein enzyklopädisches Museum der Moderne aufzubauen, wie es der Metropole Berlin gut zu Gesicht steht“.

Parzinger betonte, dass man mit den 200 Bundesmillionen in jedem Fall zurande kommen werde. Zwei mögliche Standorte sind im Gespräch. Favorit ist ein Grundstück direkt an der Potsdamer Straße. Allerdings sieht der Bebauungsplan an dieser Stelle eine Grünfläche vor, und ein Teil der Fläche ist in Privatbesitz. Parzinger zeigte sich gegenüber der taz aber zuversichtlich, dass man diese Hindernisse schnell aus dem Weg räumen könne. Ein Neubau dort würde 180 Millionen Euro kosten. Die Alternative wäre ein kleinerer Bau an der Sigismundstraße, geschätzte Kosten: 130 Millionen.

Auch für das Kulturforum am Potsdamer Platz ist das neue Haus eine gute Nachricht: Seit Jahren wird über die Zukunft des städtebaulich zerfaserten Gebäudeensembles aus Philharmonie und diversen Museen gestritten. Ein Umzug der Gemäldegalerie auf die Museumsinsel, wie ihn Parzinger befürwortet, ist jetzt aber erst einmal vom Tisch. Nun gilt es, das neue Museum direkt an der Potsdamer Straße zu nutzen, um auch die versteckten Gebäudeteile attraktiver zu machen.

Dass der Bund jetzt plötzlich 200 Millionen Euro in die Berliner Kulturlandschaft pumpt und alle sich darüber freuen, ist ein Verdienst von Kulturstaatssekretärin Monika Grütters (CDU). Auch ihr Amtsvorgänger Bernd Neumann und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatten seit Jahren versucht, einen neuen Ort für Berlins zeitgenössische Kunst zu schaffen, waren aber gescheitert. Zuletzt hatte es Rangeleien über eine mögliche private Trägerschaft des neuen Museums gegeben.

Als nun bei den Nachberatungen zum aktuellen Haushalt durch Umschichtungen und eine günstige Steuerschätzung zusätzliche Mittel frei wurden, nutzte Grütters ihre Chance. Die Kulturexperten hätten im Ausschuss unermüdliche Lobbyarbeit geleistet, sagt Ausschussmitglied Ekin Deligöz (Grüne). „Frau Grütters und Herr Parzinger haben da einen sehr guten Job gemacht.“ Am Ende sei es Konsens gewesen, dass das Geld in einem klar umrissenen Kulturprojekt für Berlin gut angelegt sei.

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