Berlins Spitzenvereine im Internet: Im Netz ist Hertha noch erstklassig
Fünf Berliner Top-Clubs haben eine gemeinsame Website gestartet - um sich gegenseitig Zuschauer zuzuschieben.
Großformatige Bilder dominieren das neue Internetportal: Fotos der voluminösen Berliner Arenen und Schnappschüsse aus dem Spielalltag der hiesigen Spitzenvereine lösen sich auf der Frontseite wie bei einer Diashow ab. Die Navigationshilfen hat man bewusst knapp und klein gehalten. Und dennoch: Gleich viermal trifft man auf dieses pompöse Wort "Sportmetropole", das auch mit Hilfe der Webadresse www.berlin-sportmetropole.de verewigt wurde. Klotzen statt Kleckern heißt die Devise beim gemeinsamen Netzauftritt der Berliner Spitzenvereine (Hertha, Alba, Eisbären, Füchse und SCC Charlottenburg) im Verbund mit den Betreibern der größten Arenen (Olympiastadion, Mehrzweckhalle am Ostbahnhof, Schmeling-Halle und Velodrom).
Auch bei der offiziellen Vorstellung des Portals Mitte der vergangenen Woche wurde reichlich betont: Berlin ist eine Sportmetropole von Weltrang. Belegt wäre dies durch eine internationale Studie, nach der im vergangenen Jahr nur Melbourne Berlin an Highlights übertreffen konnte. Dass Berlin im nationalen Städtevergleich gemäß einer anderen Studie an drittletzter Stelle steht, was ihr Breitensportangebot angeht, fand natürlich keine Erwähnung.
Doch trotz diesem stolzerfüllten Globalgetöses fehlte es der Veranstaltung nicht an provinziellem Charme. Ausgerechnet Werner Gegenbauer, der Präsident des Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga (siehe Bericht oben) ergriff als erster Repräsentant und Redner des Metropolen-Projekts das Mikrofon. Auf Nachfrage, wie spitze denn die Spitzenvereine sein müssten, verriet er gewitzt: "Hertha ist als Partnerverein des Internetportals wohlweislich gesetzt." Ansonsten sei der Kreis der Gründervereine für andere Clubs durchaus weiter offen. Notwendige Voraussetzungen? "Erstklassig sollten sie sein und einen Besucherschnitt von 3.000 Zuschauern haben." Kriterien, die derzeit wiederum nur die fünf aktuell beteiligten Vereine erfüllen.
Die Idee für die gemeinsame Vereinsplattform entstammt dem seit zwei Jahren bestehenden Expertenkreis "Wirtschaft und Sport", den Gegenbauer, der einstige Präsident der Berliner Industrie- und Handelskammer, als Vorsitzender leitet. Für die Anschubfinanzierung der Internetseite von 12.500 Euro haben der Senat und die Berlin Tourismus Marketing GmbH gesorgt. Die weiteren Kosten müssen die Vereine selbst tragen.
Aber das sind Peanuts angesichts dessen, was sich die Initiatoren von dem Portal versprechen. Durch die Vernetzung der Beteiligten sollen die Einnahmen aller gesteigert werden. Eine Win-Win-Situation nennt man das in der Wirtschaft - der alte Traum aller Gewinnstrebenden. Besucher von außerhalb bekommen über die kollektive Berliner Website gebündelt Paketangebote serviert. Für einen Pauschalpreis kann man etwa problemlos ein Basketballspiel samt Dinner und zwei Hotelübernachtungen buchen. Die Sportbegeisterten in Berlin wollen sich die Top-Vereine künftig gegenseitig zuschieben. Mittelfristig ist geplant, dass diejenigen, der sich beispielsweise ein Hertha-Ticket erwerben, zusätzlich subventionierte Karten für Alba, die Eisbären, Füchse oder den SCC kaufen können.
Schon die verschiedenen Schriftgrößen auf der neuen Website verraten viel über deren Ausrichtung: Die Verkaufsangebote werden groß geschrieben. Für die spärlichen Informationen dagegen, Spielberichte und ähnliches also, benötigt man ein Vergrößerungsglas vor dem Computer. Johannes Kopp
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