Berliner Szenen: Mit. Dem. Rad.
Große Lust auf einen Sonntagnachmittags-Cheesy, aber die McDonald's-Filiale hat am helllichten Tag geschlossen. Da gibt es nur eine Lösung.
B ei einer Sonntagnachmittagsradtour überkommt mich ein spontanes Hüngerchen. Nun, eigentlich kein spontanes, sondern ein einkalkuliertes, und auch eher ein Appetitchen. Auf der Route – vom Reuterkiez am Kanal entlang bis ans kürzere Ende der Sonnenallee – liegt nämlich ein McDonald’s und so ein Sonntagnachmittags-Cheesy, wer kann da Nein sagen?
Die Zufahrt ist ein wenig versteckt, denn drumherum sorgt die Baustelle der A100-Verlängerung für eine sich permanent im Fluss befindliche Infrastrukturlandschaft. Als ich schließlich ankomme, hat McDonald’s zu. Am helllichten Tag. Wegen Umbauarbeiten. Und das in der Adventszeit. Wie unchristlich!
Vor der Filiale stehen ein paar Passanten, und ein Mädchen spricht mich an, ob ich zu McDonald’s wolle. Ähem, ja, das war der Plan, aber nun habe es ja zu. Ich könnte den McDrive nutzen, der habe geöffnet, für alle. Erst jetzt kapiere ich, dass das vermeintliche Kind eine zierliche Mitarbeiterin in viel zu großen Firmenklamotten ist und als sprechendes Hinweisschild eingeteilt wurde.
Ich fahre also mit dem Rad in den McDrive. Mit. Dem. Rad. In. Den. McDrive. Davon kann ich noch meinen Enkeln erzählen. An der Gegensprechanlage bestelle ich den Cheeseburger, fahre um die Ecke und sehe vor mir: eine lange Autoschlange.
Hm. Nee. Keine Lust auf Warten, jetzt, wo es eh so früh dunkel wird. Also mache ich, was kein Auto im McDrive kann: Ich drehe um, storniere meine Bestellung und fahre. Gleich um die Ecke ist eine Aral-Tankstelle, und weil das Hüngerchen inzwischen konkret geworden ist, gehe ich rein, um mir eine Schrippe zu kaufen.
Eine Frau steht an der Kasse neben mir, sie fragt: „Was kostet der Berliner Kurier?“ – „Einen Euro“, antwortet die Tankwartin. „Okay“, sagt die Frau. „Dann nehme ich gleich zwei.“
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