Berliner Olympia-Pläne: Wir versus Wirtschaft
Ein Ökonom warnt vor den wirtschaftlichen Folgen des umstrittenen Sportevents. Derweil kontert der LSB mit einer Volksinitiative für die Bewerbung.
taz | Der Ökonom Oliver Holtemöller ist sich sicher: Berlin würde wirtschaftlich unter der Austragung der Olympischen Spiele leiden. „Man kann keine Evidenz dafür finden, dass Sportgroßveranstaltungen wie Fußballweltmeisterschaften, Fußball, Europameisterschaften oder Olympische Spiele positive ökonomische Effekte im Sinne von Wertschöpfungs- oder Beschäftigungseffekten hätten“, sagte er vergangene Woche im Sportausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses.
In London etwa habe die Stadt acht Milliarden US-Dollar Verlust gemacht. Und in Berlin müssten je nach Rechnung erst mal zwischen 400 Millionen und 1,2 Milliarden Euro in die Sanierung von Sportstätten investiert werden.
Geld, dass die Stadt derzeit nicht habe, warnt der sportpolitische Sprecher der SPD, Dennis Buchner. Der Landessportbund Berlin (LSB) hingegen hält die Investitionen für notwendig.
LSB startet Volksinitiative
Daher startet der LSB ab Mittwoch eine Volksinitiative, um das Berliner Abgeordnetenhaus für die Bewerbung zu überzeugen. 20.000 wahlberechtigte Berliner:innen über 16 sollen den Aufruf im nächsten halben Jahr mindestens unterzeichnen.
„Wir glauben fest daran, dass weitaus mehr Berliner:innen unterschreiben werden und damit auch ein Zeichen setzen, dass es sehr viele Menschen in unserer Stadt gibt, die die großen Chancen sehen, die Olympische und Paralympische Spiele für Berlin bieten“, sagte LSB-Präsident Thomas Härtel der dpa.
Unter dem Namen „Berlin+“ bewirbt sich die Hauptstadt gemeinsam mit Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein als Austragungsort der Olympischen Spiele und der Paralympics. Für wann sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bewirbt, ist unklar. Zur Auswahl stehen 2036, 2040 und 2044.
Ob Berlin die Olympischen Spiele austragen darf oder nicht, soll im Herbst 2026 entschieden werden. Es sei denn, die Bürger:innen stimmen vorher per Volksentscheid dagegen.
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