Berliner Kriminalstatistik: Straftaten sinken leicht

Berlin werde sicherer: So interpretiert Innensenator Andreas Geisel am Mittwoch die neue Kriminalstatistik.

Taschendieben leicht gemacht: Echt oder Fake? Foto: dpa

Der Innensenator schäumte nicht gerade vor Kreativität, als er die polizeiliche Kriminalitätsstatistik 2018 vorstellte. „Berlin ist wieder ein Stück sicherer geworden“, sagte Andreas Geisel (SPD) am Mittwoch. „Aber wo Licht ist, ist auch Schatten.“ Die gleichen Sätze hatte er im Vorjahr benutzt, nur dass es da um den Zeitraum 2017 ging. Aber was soll einem angesichts von Zahlenkolonnen und Kurven auch einfallen, wenn es kaum Ausreißer gibt?

Im vergangenen Jahr erfasste die Polizei 511.677 Straftaten. Das sind 8.760 weniger als 2017. Der positive Trend sei auch deshalb so erfreulich, weil die Bevölkerung ja wachse, so Geisel. 36.000 Menschen seien 2018 in die Stadt gezogen. Die Aufklärungsquote ist von 44,2 Prozent im Vorjahr auf 44,4 Prozent gestiegen.

Die Eigentumskriminalität habe mit 42,4 Prozent immer noch den größten Anteil an der Gesamtkriminalität, gehe aber seit Jahren kontinuierlich zurück. Unter dem Strich bedeute das weniger Taschendiebstähle, weniger Wohnraumeinbrüche und weniger Kfz-Diebstähle. Die Rückgänge seien kein Zufall, sondern Ergebnis verstärkter Ermittlungs- und Präven­tions­arbeit und einer verbesserten Kooperation mit der Justiz.

Wenn jemand glaube, der Rückgang liege daran, dass viele Taten schlichtweg nicht angezeigt würden, sei das ein Irrtum, so Geisel. „Auf den Versicherungsschutz verzichtet keiner“ – womit der Innensenator zum Thema Brandstiftungen bei Kfz überleitete. Von 273 Fahrzeugen, die 2018 in Brand gesetzt wurden, seien lediglich 27 Fälle der politischen Kriminalität zuzurechnen. Versicherungsbetrug, Nachbarschaftsstreitigkeiten oder Vandalismus seien meist das Tatmotiv.

Mord und Totschlag Insgesamt gab es 94 vollendete und versuchte Tötungsdelikte. 39 Menschen wurden getötet. Darunter sind auch die zwölf Toten vom Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt im Dezember 2016.

Körperverletzung 43.340 Fälle (plus 598 gegenüber 2017). Aufklärungsquote 81 Prozent.

Politisch motivierte Gewaltdelikte Insgesamt 578 Fälle: von rechts 125, von links 288, Islamisten 8, Extremisten mit einer ausländischen Ideologie 85. 72 Taten konnten nicht zugeordnet werden. (taz)

Die Abnahme der Rauschgiftdelikte um 1.189 auf 17.266 führte Geisel auch auf verstärkte Kontrolltätigkeit der Polizei an der Warschauer Brücke und im Görlitzer Park zurück. Die Situa­tion im Park sei deutlich er­träglicher geworden. Auch auf die gute Zusammenarbeit mit dem Bezirks­amt Friedrichshain-Kreuzberg und die Aktivitäten der Parkläufer sei das zurückzuführen.

Angestiegen ist dagegen die Zahl der Sexualdelikte von 3.770 im Jahr 2017 auf 4.181 im Jahr 2018. Polizeipräsidentin Barbara Slowik begründete das am Mittwoch mit einer Änderung des Sexualstrafrechts, die Ende 2016 in Kraft trat. Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung soll damit besser geschützt werden. „Auch die MeToo-Debatte hat zu einem deutlich verbesserten Anzeigeverhalten geführt“, so Slowik.

Auch die Zunahme von Widerstand gegen Polizisten und Feuerwehrleute sei auf eine Gesetzesverschärfung zurückzuführen, sagte Geisel. Im Mai 2017 wurde der Straftatbestand „Tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte“ eingeführt. 2017 wurden 6.811 Angriffe angezeigt, 2018 waren es 148 mehr.

Im Bereich politisch motivierte Kriminalität ist eine Zunahme der Zahl der Gewaltdelikte von 486 auf 578 zu verzeichnen. Die in Berlin lebenden Geflüchteten seien in der rechten Szene immer noch das zentrale Thema. Aber die Zahl der Straftaten zum Nachteil dieser Personengruppe sei von 414 im Jahr 2017 auf 209 im Jahr 2018 gesunken.

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