piwik no script img

Berliner Behörde verbietet AufmarschSchlappe für Rechtsextreme

Ausgerechnet am 9. November wollten Rechtsextreme durch Berlin ziehen. Dagegen protestierten zahlreiche Organisationen – jetzt wurde der Aufmarsch verboten

Protest gegen den letzten Aufmarsch von Wir für Deutschland am 3. Oktober Foto: dpa

Nach tagelangem Protest hat die Versammlungsbehörde den für Freitag angekündigten rechtsextremen Aufmarsch verboten. Wie die Innenverwaltung am Mittwochnachmittag mitteilte, ist das Verbot mit einer Gefährdung der öffentlichen Ordnung begründet und gilt auch für alle Ersatzveranstaltungen des Anmelders am 9. November.

„Wir dürfen offenen Rechtsextremismus unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit nicht länger tolerieren“, teilte Innensenator Andreas Geisel (SPD) zu dem Verbot mit. Demokratie müsse und könne zwar eine Menge aushalten, „unsere Demokratie muss sich aber nicht alles gefallen lassen“.

Das rechtsextreme Bündnis „Wir für Deutschland“ wollte am Freitag, dem 80. Jahrestag der Reichspogromnacht, einen „Trauermarsch für die Toten von Politik“ durchführen. „Nach Ansicht der Versammlungsbehörde handelt es sich hierbei um eine gezielte Provokation gegen den Gedenktag“, begründet Martin Pallgen, Sprecher der Innenverwaltung, das Verbot gegenüber der taz. Die Demonstration würde „in eklatanter Weise den Sinn und moralisch-ethischen Stellenwert dieses Gedenktages negieren“, heißt es in der Begründung der Behörde.

Man habe sich mit der Entscheidung nicht leichtgetan: „Demonstrationen werden nicht mal eben so per Handstreich verboten“, so Pallgen. In diesem Fall sei aber deutlich geworden, dass die Demonstration lediglich ein Deckmantel sei, mit dem die gegen den Gedenktag gerichteten Absichten des Anmelders verschleiert werden sollten. „Wir für Deutschland“ erklärte per Twitter, juristisch gegen das Verbot vorgehen zu wollen.

Mehrere Organisationen und Initiativen hatten in den letzten Tagen ein Verbot des Aufmarschs gefordert. Jutta We­duwen, Geschäftsführerin der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, die in der letzten Woche einen offenen Brief mit dieser Forderung initiiert hatte, zeigte sich am Mittwoch erleichtert über das Verbot: „Wir sind sehr froh über die Entscheidung und zufrieden damit, dass der Druck offenbar Erfolg hatte.“

Das Berliner Bündnis gegen Rechts, das den Gegenprotest für Freitag organisiert hatte, zeigte sich am Mittwoch ebenfalls zufrieden: „Es ist gut, dass da jetzt ein solches Signal aus dem Senat kommt“, so Sprecher David Kiefer. Allerdings sei mit juristischen Auseinandersetzungen zu rechnen. Das Bündnis werde deswegen zunächst an den geplanten Gegenveranstaltungen festhalten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Hoffentlich hat das Verbot Bestand.

    • @aujau:

      Hoffentlich nicht. Egal wie eklig, es kann nicht sein das der Staat Demonstrationen verbietet.



      Demonstrationsverbote sind ein ganz schlechtes Zeichen für eine Demokratie



      Es ist die Aufgabe der Bevölkerung die Ablehnung dieser Sache zu formulieren nicht die Aufgabe des Staates den Nazis den Mund zu verbieten. Nach dem Staat zu rufen ermächtigt diesen Staat selbst zu entscheiden ob er sich kritisieren lassen möchte oder nicht (Siehe G20). Sollten wirklich die Polizei und die Justiz entscheiden wer was wann wo sagen darf, gerade wenn man die politische Ausrichtung dieser Organe in den Blick nimmt? 9 von 10 dieser dann kommenden Verbote werden unter fadenscheinigen Begründungen ausgesprochen und gegen Links gerichtet sein. Wer als Linker oder nur als Antifaschist nach dem Staat (also der herrschenden Klasse) und dessen Verboten ruft der sollte dringend in ein Geschichtsbuch schauen!

      • @Oskar:

        Ich als Teil der Bevölkerung werde am Freitag meiner Aufgabe nachkommen und verstehe den Einwand. Allerdings gefällt mir, dass auch den Rechten Demos verboten werden, wenn die sogenannte öffentliche Ordnung gefährdet ist. Ich bin nicht so naiv, zu glauben, dass der Staat nun gegen Rechts konsequent ist, aber die Nazis sollen einen Dämpfer bekommen, damit das Image der BRD am 75. Jahrestag der Pogrome keinen Schaden nimmt. Außerdem erleichtert es den Feierabend. Das ist doch auch was.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @Oskar:

        ..."Aufgabe der Bevölkerung"?



        Chemnitz schon vergessen?!

        • @81331 (Profil gelöscht):

          Ja was war in Chemnitz was diesen Ansatz widerlegt?