■ Berlinalien: Was für die Statistik
Die Wahrscheinlichkeit, daß ein zahlender Berlinale-Besucher mehr als 6 Filme sieht, liegt bei 38 Prozent; bei Filmjournalisten bei 12,4 Prozent. In der Pressekonferenz eines Hollywood- Films wird in 9,8 von 10 Fällen die Zusammenarbeit beim Dreh als „fast familiär“ beziehungsweise „großartige Erfahrung“ beschrieben, der Regisseur als „eigenwillig“ beziehungsweise „Visionär“. Wahrscheinlichkeit, daß Aki Kaurismäki vom Flughafen aus zuallererst in der nächstbesten Kneipe einkehrt: 87 Prozent. Der Anteil der wirklich wichtigen Informationen auf Handzetteln/in Pressemappen: 3 Prozent. Die Chance, in einer Mitternachtsvorführung im Delphi tolle, ungeahnte Bilder zu sehen, weil seit 5 Stunden kein Sauerstoff mehr im Raum ist: 67 Prozent. Von 100 akkreditierten Berlinale-Teilnehmern werden 32 jede geordnete Warteschlange ignorieren, weil sie „ganz wichtig“ oder „ganz eilig“ sind. In achteinhalb von zehn Fällen lauten Antworten auf Interviewanfragen „der Schedule ist fast voll“ oder „...da kann man nichts mehr machen“. Zirka 42 Prozent aller Berichterstatter werden am letzten Berlinale-Tag mangels angemessener Ernährung erste Anzeichen von Skorbut zeigen. Wahrscheinlichkeit, daß auch nur eine dieser Angaben stimmt: 0,0000027 Prozent. TK
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