Berlintaz | Man könnte die Parole als bewusste Provokation verstehen. Das „Recht auf Glück“, das sich die Berlinale dieses Jahr auf die Fahnen geschrieben hat, ist als Forderung verbreitet, vor Gericht aber nur schwer einzuklagen. Weshalb es in Verfassungen gern zum „Recht auf das Streben nach Glück“ abgeschwächt wird.
Die Botschaft hingegen ist klar, geht es den Berliner Filmfestspielen doch insbesondere um Menschen, denen ihre Lebensumstände wenig Gelegenheit geben, ihr Glück zu finden: Die Flüchtlinge, die dieser Tage vor den Toren Europas stehen, sind im Programm der Berlinale durchaus sichtbar.
Schon im Wettbewerb liefert der Dokumentarfilmer Gianfranco Rosi mit „Fuocoammare“ Bilder von der Insel Lampedusa, die längst zum Symbol der Flüchtlingskrise geworden ist. Rosi, der 2013 in Venedig für seinen Film „Sacro Gra“ den Goldenen Löwen gewann, beobachtete ein Jahr lang auf Lampedusa die Menschen. Solche, die dort geboren wurden, und solche, die versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen.
„Fuocoammare“ ist lediglich das prominenteste Beispiel für eine Reihe von Filmen, die sich mit der Flüchtlingsfrage beschäftigen. Zum Teil mit formal recht ungewöhnlichen Lösungen: Philip Scheffners Film „Havarie“ etwa streckt ein dreieinhalbminütiges Video von einem treibenden Schlauchboot im Mittelmeer auf 90 Minuten.
Berlinale in Zahlen
Berlinale in Zahlen
Die Jury-Mitglieder schauen sich 18 Filme in 10 Tagen an, bevor sie über die Bären-Gewinner entscheiden. Beim Festival laufen 436 Filme, darunter etwa 150 Produktionen mit deutscher Beteiligung. Der rote Teppich am Berlinale-Palast ist 36 Meter lang. Der längste durchgehende Film ("Hele Sa Hiwagang Hapis") im Wettbewerb spielt auf den Philippinen und ist 485 Minuten lang. Das Jahresbudget der Berlinale liegt bei 23 Millionen Euro. Im Berlinale-Palast gibt es 1.600 Plätze. Die Leinwand ist 141 Quadratmeter groß. 2015 wurden rund 336.000 Tickets verkauft. Etwa 100.000 Besucher werden zur Berlinale erwartet. Dazu kommen noch 20.000 Fachbesucher, darunter um die 3.700 Journalisten. Festivalchef Dieter Kosslick leitet die Berlinale seit 2001 (dpa)
Im Vergleich zum Wettbewerbsbeitrag des philippinischen Regisseurs Lav Diaz ist das immer noch ein bescheidener Ansatz. Ganze 485 Minuten dauert dessen Film „Hele Sa Hiwagang Hapis“ (A Lullaby to the Sorrowful Mind). Das sind acht Stunden, die sich Diaz Zeit nimmt, um der Kolonialgeschichte seines Landes im 19. Jahrhundert nachzugehen.
Lav Diaz ist diesmal nicht der einzige Regisseur mit Langzeitambitionen. Er wird sogar noch übertroffen von der Filmemacherin Ulrike Ottinger, die mit „Chamissos Schatten“ eine dokumentarische „Filmreise zur Beringsee“ unternimmt, für die sie ganze zwölf Stunden benötigt – wenngleich unterteilt in drei Kapitel.
Auch ansonsten hat man dieses Jahr reichlich Gelegenheit, diverse Perspektiven außerhalb Europas kennenzulernen. Darunter finden sich vor allem Arbeiten aus Latein- und Südamerika oder dem arabischen Raum. Eine Rarität ist der Film „Barakah yoqabil Barakah“ (Barakah Meets Barakah) von Mahmoud Sabbagh aus Saudi-Arabien. Einem Land, in dem Film weitgehend verpönt ist. Man darf auf diese Liebeskomödie, die in einem datingfeindlichen Umfeld spielt, sehr gespannt sein.
Berlinale 2016
Der „Goldene Bär für den besten Film“ ging an „Fuocoammare“. Der Preis ist ist die höchste Auszeichnung der Internationalen Filmfestspiele in Berlin. „Fuocoammare“ hält das Leben der Menschen auf Lampedusa fest. Er wurde erstmals am 13. Februar im Wettbewerb der Berlinale gezeigt.
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Blitzlichtgewitter, ein selbstfahrendes Auto und jede Menge Stars – das war die Berlinale 2016. Am Sonntag geht sie zu Ende.
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Silberne Bären bekamen Majd Mastoura als „Bester Darsteller“ in „Inhebbek Hedi“ und Trine Dyrholm als „Beste Darstellerin“ in „Kollektivet“ (v.l.). Außerdem erhielt Danis Tanovic den „Silbernen Bären Großer Preis der Jury“ für seinen Film „Smrt u Sarajevu“. Der „Silberne Bär Alfred-Bauer-Preis“ ging an den Film „Hele Sa Hiwagang Hapis“ von Lav Diaz.
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Preisträgerin Mia Hansen-Love ist glücklich über ihren Silbernen Bären für die beste Regie von „L'avenir“. Auch Tomasz Wasilewski erhielt einen für das Beste Drehbuch von „United States of Love“. Auch Mark Lee Ping-Bing konnte sich glücklich schätzen: Er erhielt einen „Silbernen Bären für eine Herausragende Künstlerische Leistung“ in „Crosscurrent“.
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Kameramann Michael Ballhaus hat den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk bekommen. Sein Markenzeichen: 360-Grad-Kamerafahrten. Bei der Preisverleihung wurde auch „Gangs of New York“ mit Leonardo DiCaprio und Cameron Diaz gezeigt.
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Meryl Streep erhielt 2012 auch einen Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk. Die dreifache Oscar-Gewinnerin war in diesem Jahr die Präsidentin der internationalen Jury. Diese verleiht den Goldenen und den Silbernen Bären der Berlinale. Die US-Schauspielerin ist derzeit im Film „Suffragette“ zu sehen.
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Nur durch seine bloße Anwesenheit stach George Clooney bei der Eröffnung der Berlinale am 11. Februar hervor. Selfies mit Fans zu machen gehört zur Berlinale einfach dazu. Clooney spielt die Hauptrolle im Film „Hail, Caesar!“ und zeigte sich mit seiner Frau Amal Alamuddin auf dem Roten Teppich. Am 12. Februar sprach er mit Kanzlerin Angela Merkel über die Flüchtlingskrise.
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In „Hail, Caesar!“ mimt George Clooney den Hollywoodstar Baird Whitlock. Der Film von den Coen-Brüdern entführt den Zuschauer in eines der großen Filmstudios im Hollywood der frühen Fünfzigerjahre. 2011 eröffneten die Coens bereits mit „True Grit“ die Berlinale. „Hail, Caesar!“ ist seit dem 18. Februar in den deutschen Kinos zu sehen.
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Der deutsche Filmstar Daniel Brühl erregte ebenfalls Aufsehen, als er zur Eröffnungsgala der Berlinale in einem selbstfahrenden Auto erschien. Zudem spielt er im Berlinale-Film „Alone in Berlin“ einen Kommissar, der die Herkunft von Anti-Hitler Postkarten aufdecken soll. Mit Emma Watson ist Brühl abseits der Berlinale auch im Kinofilm „Colonia Dignidad“ zu sehen.
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Der Künstler Ai Weiwei hat am 13. Februar das Berliner Konzerthaus mit Rettungswesten von der griechischen Insel Lesbos einkleiden lassen. Damit will er auf die Flüchtlinge, die auf ihrer Flucht nach Europa ertrunken sind, aufmerksam machen. Ai Weiwei ist Ehrenpräsident des „Cinema for Peace“, das zeitgleich zur Berlinale stattfand.
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Der einzige deutsche Film im Wettbewerb heißt „24 Wochen“. Was macht ein Paar, bei dessen ungeborenem Kind Trisomie 21 diagnostiziert wird?
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Außerdem war im Wettbewerb: der Film „Chang Jiang Tu“. Kapitän Gao Chun fährt mit seinem Frachter auf dem chinesischen Jangtse flussaufwärts. Er soll die Seele seines verstorbenen Vaters befreien und ist gleichzeitig auf der Suche nach der großen Liebe. Der Film ist am 21. Februar im Haus der Berliner Festspiele zu sehen.
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Johnny Oritz ist erst 19 Jahre alt und hat bereits seine erste Hauptrolle im Film „Soy Nero“, der im Wettbewerb gezeigt wurde. Darin verkörpert er den mexikanischen Jungen Nero, der US-Bürger werden will. Oritz hat eine besondere Verbindung zum Thema: Seine Familie ist auch in die USA migriert.
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Der Schauspieler Gérard Depardieu bewarb am Freitag „Saint Amour“. Der Film gewann keinen Bären, er lief außer Konkurrenz.
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Und nicht zu vergessen das Glück in der für das Kino ureigensten Form, wie sie das Medium von Anfang an begleitet: die Produktion von Illusionen. In der Dream Factory Hollywood spielt denn auch die neue Komödie der Coen-Brüder, „Hail, Caesar!“, mit der die Berlinale am heutigen Donnerstag eröffnet.
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