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Berlinale Staralbum: Veerle BaetensDie Nachtigall

In „The Broken Circle Breakdown“ kann man eigentlich 111 Minuten durchheulen. Nicht zuletzt wegen Veerle Baetens brauner Augen – und ihrer tollen Stimme.

Tattoos als Spiegel der Seele: Veerle Baetens in dem Drama „The Broken Circle Breakdown“ Bild: berlinale

Sie hat tatsächlich etwas Vogelhaftes, wie sie da auf dem Podium der Pressekonferenz zu „The Broken Circle Breakdown“ sitzt. Mit ihrem rostrot gefärbten Playmobilhaarschnitt, Jeans, dem weiten, blau gemusterten Strickpulli, darunter ein grüner Hemdkragen, wirkt Veerle Baetens allerdings etwas paradiesvogelhafter und weniger understatement-like als die schlichte, rotbraune Nachtigall.

Der Grund, weswegen ihr Filmkollege Johann Heldenbergh die 35-jährige Belgierin eine Nachtigall nennt, ist natürlich ihr wunderschöner Gesang.

In „The Broken Circle Breakdown“ (Panorama) spielt Baetens Elise, die neue Freundin des Banjo-Spielers Didier, die schnell Teil seines Lebens und seiner Bluegrass/Country-Band wird. Die Wirkung, die Elise auf Didier, seine Bandkollegen und ihr Publikum hat, verursacht auch dem Zuschauer Gänsehaut, so wunderbar passt ihre Stimme zu den Country-Klängen und erinnert damit an die großen Auftritte von Johnny Cash und June Carter.

So präsent, stark und gegenwärtig Baetens aber auf der Leinwand wirkt, so unscheinbar und verloren wirkt sie in dem großen, recht leeren Saal der Pressekonferenz. Sie betrachtet ihre Fingernägel, konzentriert sich auf die Ausführungen Heldenberghs und fährt mit der Zunge über ihre Zahnspange.

Charmantes Detail Zahnspange

Dieses charmante Detail ist in der flämischen Liebesgeschichte noch nicht zu sehen. Auffällig sind im Film vielmehr die vielen Tattoos der Hauptdarstellerin, die für sie als Tattoostudio-Inhaberin viele verschiedene Lebensstationen und Liebhaber markieren – und bei Bedarf übermalt werden.

Sie sind sichtbarer Ausdruck der durchaus dunklen Seite von Elises Innenleben, das von Baetens enorm intensiv herausgespielt wird. Diese riesigen braunen Augen, in die Baetens das größte Glück und die tiefste Trauer legen kann, vergisst man so schnell nicht. Da „The Broken Circle Breakdown“ eine wunderschöne Liebesgeschichte und gleichzeitig die traurigste und tragischste Geschichte aller Zeiten erzählt, kann Baetens hier ihr gesamtes Repertoire auffahren.

Die Schauspielerin, die aus dem Musical kommt, greift sich eine Emotion und verkörpert sie umgehend zu hundert Prozent. Ihr Zusammenspiel mit Filmpartner und Filmkind ist so intensiv wie glaubhaft, die todtraurigen Bluegrass-Songs passen wie die Faust aufs Auge zu der Achterbahnfahrt, auf die die Filmepisoden einen mitnehmen. Wer bei dem Gesang der Nachtigall nicht heulen muss, der hat kein Herz.

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3 Kommentare

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  • J
    Johannes

    Haha, dann hab ich wohl kein Herz.

    Jedenfalls nicht für kitschiges, simples, einfachst gestricktes Gefühlskino mit stereotypen "Hurra-ich-habe-einen-Vollbart-liebenswerte-Augen-und-zünde-beim-Gitarrespielen-eine-romantische-Kerze-an"-Figuren und ihre achso wilden Tatoobräute, die traurig werden, wenn ein einsames Vögelchen ans Fenster pickt und in einem unkonventionellen Bauernhof aus der Werbung wohnen, den die Sonne in ihr warmes, gelbliches Licht taucht.

    Bei Walk The Line habe ich geheult, sogar beim zweiten Mal. Bei Broken Circle Breakdown hab ich schlechte Laune bekommen, ob der unfreiwilligen Komik.

  • Z
    Zomtec

    Wie wahr. Sehr bewegend und emotional ausgefeilt, von der Tragik bis zur Komik, sodass das Schluchzen des in die Handlung hineingesogenen Zuschauers immerhin durch kurzes Schmunzeln Unterbrechungen erfährt.

  • AD
    auch das noch

    muß jetzt schon heulen . . . ohne den film gesehen zu haben