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Berlinale-Staralbum: Max von SydowDer Gleichmütige

Max von Sydow erträgt den halbstündigen Spuk einer Pressekonferenz mit in 60 Berufsjahren antrainiertem Gleichmut. Allein seine Landsleute rühren ihn.

Max von Sydow in "Extremely loud...". Bild: dpa

Die Schweden sind in diesen Tagen ein bisschen neidisch auf Berlin, natürlich nicht wegen des Wetters, sondern wegen Max von Sydow. Der ist nämlich zur Berlinale in der Stadt, um seinen neuen Film "Extrem laut und unglaublich nah" zu promoten. In seiner Heimat dagegen hat sich der 82-Jährige mit dem deutschen Namen, aber den schwedischen Wurzeln wohl schon Ewigkeiten nicht mehr blicken lassen.

Das nimmt ein Journalist von Svenska Dagbladet bei der Pressekonferenz zur Adaption des Jonathan-Safran-Foer-Romans zum Anlass, von Sydow eine Rückkehr schmackhaft zu machen, und sei es nur für einen Film. Es ist kein Vorwurf in seiner Stimme, eher Sehnsucht. "Wir alle lieben sie", sagt der Journalist und dass man vor Stolz platze angesichts der Oscarnominierung von Sydows für seine stumme Nebenrolle an der Seite des jungen Hauptdarstellers Thomas Horn.

Wie im Film drängelt sich von Sydow auch bei der Pressekonferenz nicht in den Vordergrund, sondern lässt "Mr. Horn", wie er den etwas altklugen Jungen scherzhaft nennt, den Raum, seine erste Pressekonferenz zu genießen. Vorher habe er nur mal einen Grashüpfer im Schultheater gespielt, verrät der.

Und wie im Film macht Thomas auch auf der Bühne im Hyatt seinen Job gut, die Journalisten lieben ihn, besonders als er Regisseur Stephen Daldry - die Stars des Films Tom Hanks und Sandra Bullock fehlen - eine dieser komplett irrelevanten Journalistenfragen erklärt, die dieser nicht verstanden hat - ob nur akustisch oder auch inhaltlich, wird nicht ganz klar. Er bekommt jedenfalls Szenenapplaus.

Von Sydow sitzt daneben und erträgt den halbstündigen Spuk mit in 60 Berufsjahren antrainiertem Gleichmut. Seine Züge sind so stoisch wie die an ihn gerichteten Fragen beknackt. Nur die Sehnsucht seiner Landsleute - oder muss man sagen: Ex-Landsleute? - scheint ihn zu rühren, was an seiner Miene nicht abzulesen ist, aber an dem Nachdruck, mit dem er sich für die herzlichen Worte bedankt.

Schweden sei ein "großartiges Land", sagt er, nur habe er sich nach vielen Jahren in Paris um die französische Staatsbürgerschaft bemüht. Und Schweden akzeptiere dummerweise keine doppelte Staatsbürgerschaft. Sollten tatsächlich alle Schweden nur halb so begeistert von Max von Sydow sein wie dieser eine Journalist, wird sich dafür aber auch noch eine Lösung finden lassen - erst recht wenn er den Oscar tatsächlich gewinnt.

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